Erschienen in:
01.11.2015 | Leitthema
Thorakoskopisches ventrales Release in Bauchlage simultan zur dorsalen Korrekturspondylodese
Wo sind die Grenzen?
verfasst von:
H. Böhm, H. El Ghait, Dr. M. Shousha
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 11/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz des Einsatzes moderner pedikelschraubenbasierter Systeme bleibt die Korrektur rigider Rippenbuckel und Hypokyphosen ein Problem der allein von dorsal durchgeführten Skoliosechirurgie. Da es bis dato keine verlässliche Methode gibt, präoperativ das von dorsal erzielbare Korrekturausmaß der Rekyphosierung sowie der Apexderotation vorherzusagen, ist die Entscheidung, ob ein ventraler Zusatzeingriff zur Mobilisation notwendig ist, schwierig.
Methode
Mithilfe des thorakoskopisch assistierten Release in Bauchlage wird dieses Problem umgangen. Das Verfahren kann wie ein Zusatzmodul zur konventionellen Skoliosekorrektur von dorsal optional dann zum Einsatz kommen, wenn sich während des dorsalen Eingriffs zeigt, dass keine ausreichende Korrigierbarkeit erreicht werden kann.
Ergebnisse
Zwischen 1996 und 2005 wurden 161 Patienten (115 weiblich, 46 männlich) unter 30 Jahren, darunter 113 mit idiopathischer Skoliose, in Bauchlage simultan zur dorsalen Korrekturspondylodese thorakoskopisch mobilisiert. In Biportaltechnik wurden thorakoskopisch assistiert 131 Patienten von rechts und 30 Patienten von links versorgt, bei einer durchschnittlichen Operationszeit von 69 min und durchschnittlich 3,2 mobilisierten Segmenten. Bei 3 Patienten erfolgte eine zusätzliche retroperitoneoskopische Mobilisierung einer lumbalen rigiden Krümmung. In einer prospektiv ausgewerteten Subgruppe von 32 Patienten mit idiopathischer adoleszenter Skoliose liegt nach 10 Jahren die koronare Korrektur der Indexkrümmung bei 70 % (direkt postoperativ 75 %), die Kyphose Th5–Th12 ist mit 30° dauerhaft normalisiert und der Rippenbuckel auf 2,2 cm reduziert. Bei 23 von 32 Patienten musste die Gegenkrümmung nicht fusioniert werden. Die Versteifungsstrecke konnte in 13 Fällen bei Th12 oder höher enden und somit den thorakolumbalen Übergang weitgehend schonen. Leichte Komplikationen (Huang 1 oder 2) traten 4-mal auf; ein Hämatothorax erforderte die Ausräumung.
Schlussfolgerungen
Bei einer Distanz unter 25 mm zur Thoraxwand ist der Eingriff nicht möglich, sonstige Grenzen des Verfahrens oder Konversionen gab es nicht. Die Spätergebnisse nach 10–18 Jahren zeigen, dass der Mehraufwand eines zum dorsalen Standardeingriff simultanen thorakoskopischen ventralen Releases vertretbar und geeignet ist, bessere Korrekturergebnisse zu erreichen und dauerhaft zu erhalten.