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24.01.2024 | Hämophagozytische Lymphohistiozytose | Leitthema

Hämophagozytische Lymphohistiozytose und Makrophagenaktivierungssyndrom

Eine multidisziplinäre Herausforderung

verfasst von: Dr. med. Nikolas Ruffer, Ricardo Kosch, Katja Weisel, Ina Kötter, Martin Krusche

Erschienen in: Zeitschrift für Rheumatologie

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Zusammenfassung

Die hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH) ist ein lebensbedrohliches hyperinflammatorisches Syndrom, das mit einer Hyperferritinämie, Zytopenien, disseminierter intravasaler Koagulopathie sowie Funktionsstörungen von Leber und zentralem Nervensystem einhergehen kann. Der Begriff Makrophagenaktivierungssyndrom wird vorwiegend für die „sekundäre HLH“ im Rahmen von Autoimmunerkrankungen (z. B. systemische juvenile idiopathische Arthritis) verwendet. Daneben können Malignome und angeborene Defekte des Immunsystems zur Entwicklung einer HLH prädisponieren. Infektionen (z. B. Epstein-Barr-Virus) stellen wiederum mögliche Auslöser einer akuten Episode dar. Aufgrund der unspezifischen Krankheitspräsentation empfiehlt sich eine systematische Evaluation der Organsysteme bei der klinischen und laboranalytischen Abklärung von hyperinflammatorischen Syndromen. In jedem Fall sollte die Behandlung durch ein multidisziplinäres Team mit rheumatologischer, hämatologisch-onkologischer, infektiologischer und intensivmedizinischer Expertise erfolgen. Die Primärtherapie der HLH besteht in der Regel aus Glukokortikoiden, bei rapider Zustandsverschlechterung können auch Anakinra (Interleukin-1-Blockade) und intravenöse Immunglobuline zum Einsatz kommen. Die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung sollte konsequent parallel durchgeführt werden, begleitet von einer antimikrobiellen Therapie.
Fußnoten
1
Der HScore von Fardet et al. [18] definiert Fieber als Temperatur ≥ 38,4 °C.
 
2
Neben Biopsien von Knochenmark und Leber kann auch eine Lymphknotenexstirpation zur weiteren diagnostischen Einordnung indiziert sein (Abklärung einer hämatologischen Grunderkrankung).
 
3
Eine Hyperferritinämie ist nicht spezifisch für HLH/MAS, sondern findet sich beispielsweise auch bei akuten Funktionsstörungen der Niere und Leber.
 
4
Bei anhaltendem Verdacht auf HLH/MAS sollte das Ferritin im Verlauf bestimmt werden [3].
 
5
In ähnlicher Weise eignet sich auch die Bestimmung des löslichen Interleukin-2-Rezeptors. Der optimale Cut-off-Wert zur Diagnose einer HLH bei Erwachsenen lag in einer Studie [25] bei 2515 U/ml (Sensitivität 100 %, Spezifität 72,5 %). Werte > 10.000 U/ml waren dabei hoch spezifisch für HLH (Spezifität 93 %).
 
6
Eine Übersicht histomorphologischer Merkmale bei HLH findet sich bei Kikuchi et al. [22].
 
7
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Versorgungslandschaft erscheint ein solches Vorgehen jedoch nur im Bereich der Maximalversorger realistisch. Ähnliche Konzepte sind bereits für die Sepsis entwickelt worden.
 
8
Eine Beratung in klinischen Fragen bieten das Universitätsklinikum Jena und das Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen an. Erkrankte mit HLH/MAS können zu Forschungszwecken in das HLH-Register für adoleszente und erwachsene Patienten (http://​www.​hlh-registry.​org) eingeschlossen werden (Studienleitung: Prof. Dr. Paul La Rosée, Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen).
 
9
Die Entscheidung zur Einleitung einer GK-freien Therapie mit ANR (und IVIG) stellt eine äußerst schwierige Einzelfallentscheidung dar und sollte zwingend den klinischen Zustand der Erkrankten und die Dringlichkeit des Malignomverdachts berücksichtigen. Grundsätzlich stellt der frühe Einsatz von GK einen festen Bestandteil zur Kontrolle der Hyperzytokinämie bei HLH/MAS dar.
 
Literatur
3.
27.
Zurück zum Zitat Sandler RD, Tattersall RS, Schoemans H et al (2020) Diagnosis and Management of Secondary HLH/MAS Following HSCT and CAR-T Cell Therapy in Adults; A Review of the Literature and a Survey of Practice Within EBMT Centres on Behalf of the Autoimmune Diseases Working Party (ADWP) and Transplant Complications Working Party (TCWP). Front Immunol 11:524. https://doi.org/10.3389/fimmu.2020.00524CrossRefPubMedPubMedCentral Sandler RD, Tattersall RS, Schoemans H et al (2020) Diagnosis and Management of Secondary HLH/MAS Following HSCT and CAR-T Cell Therapy in Adults; A Review of the Literature and a Survey of Practice Within EBMT Centres on Behalf of the Autoimmune Diseases Working Party (ADWP) and Transplant Complications Working Party (TCWP). Front Immunol 11:524. https://​doi.​org/​10.​3389/​fimmu.​2020.​00524CrossRefPubMedPubMedCentral
39.
Zurück zum Zitat La Rosée PG, Beutel K, Birndt S et al (2020) Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH). In: onkopedia leitlinien La Rosée PG, Beutel K, Birndt S et al (2020) Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH). In: onkopedia leitlinien
52.
Zurück zum Zitat Kluge S, Janssens U, Welte T et al (2023) S3-Leitlinie-Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19 Kluge S, Janssens U, Welte T et al (2023) S3-Leitlinie-Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19
Metadaten
Titel
Hämophagozytische Lymphohistiozytose und Makrophagenaktivierungssyndrom
Eine multidisziplinäre Herausforderung
verfasst von
Dr. med. Nikolas Ruffer
Ricardo Kosch
Katja Weisel
Ina Kötter
Martin Krusche
Publikationsdatum
24.01.2024
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Zeitschrift für Rheumatologie
Print ISSN: 0340-1855
Elektronische ISSN: 1435-1250
DOI
https://doi.org/10.1007/s00393-023-01472-w

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