Zusammenfassung
Windpocken (Varizellen) werden als typisches Krankheitsbild erst seit dem 16. Jahrhundert häufiger beschrieben. Die Bezeichnung „Windpocken“ wurde 1764 von Vogel eingeführt, womit er die Ähnlichkeit der Hauterscheinungen zu den echten Pocken und die hohe Kontagiosität der Erkrankung („vom Winde übertragen“) zum Ausdruck bringen wollte. Das klinische Bild der Varizellen wurde erstmals durch den englischen Arzt Heberden im Jahr 1767 von dem der echten Pocken abgegrenzt, während der Zoster (Gürtelrose) schon seit Längerem als selbstständige klinische Entität galt. Der enge Zusammenhang zwischen Varizellen und Zoster wurde erstmals 1888 durch den ungarischen Mediziner Bokay festgestellt. Im Jahr 1952 gelang den Amerikanern Weller und Stoddard die Anzüchtung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) in Zellkulturen. Weller konnte zudem belegen, dass sich die Erreger von Varizellen und Zoster weder biologisch noch immunologisch unterscheiden. Im Jahr 1984 wies Straus mittels Restriktionsenzymanalyse die Genomidentität der Erreger von Varizellen und Zoster nach. Dies galt als endgültiger Beweis dafür, dass beide Krankheitsbilder durch dasselbe Virus hervorgerufen werden. Die Entwicklung des Oka-Impfstamms, von dem sich sämtliche VZV-Lebendimpfstoffe ableiten, gelang 1974 der japanischen Arbeitsgruppe um Takahashi.