Erschienen in:
01.04.2023 | Einführung zum Thema
Systemisch denken – individuell therapieren
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ulf Müller-Ladner
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 4/2023
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Auszug
Das internistische Spektrum reicht von kleinen Ausgangskompartimenten bis zur bereits foudroyant verlaufenden systemischen Multiorganbeteiligung. Allen Entitäten ist aber gemein, dass sie nie isoliert ablaufen, sondern stets den Gesamtorganismus mehr oder weniger in Mitleidenschaft ziehen. Entsprechend dem Wesen der Inneren Medizin ist hierbei den Patienten die Diagnose nur in den wenigsten Fällen auf die „äußerlich“ sichtbaren Organe geschrieben, sondern eher durch Allgemeinsymptome geprägt, sodass der Zugang zum Patienten entsprechend dem Motto des Jahreskongresses 2023 der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) erst durch eine „systemische“ Analyse ermöglicht wird, um dann nachfolgend „individuell“ die Therapiestrategie für die einzelnen Patienten entwickeln zu können. Ziel des Ansatzes „Systemisch Denken – Individuell Therapieren“ muss daher stets sein, die übergreifenden Verbindungen einer Erkrankung, so klein das Ursprungsorgan oder der Primärherd auch sein mag, im Blickfeld zu behalten oder den Horizont dahingehend zu erweitern. Dies gilt auch für Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten und therapeutischen Strategien – eine systemische Immunsuppression kann zwingend notwendig sein, das Risiko bestimmter Infektionen muss dagegen abgewogen werden. Ein Checkpointinhibitor ist onkologisch wertvoll, die gleichzeitige Aktivierung des Immunsystems nicht immer gewünscht. Beide Seiten sollen und müssen die Behandler kennen und für eine individuelle Therapie einschätzen können. Zur praktischen Illustration haben die Kolleginnen und Kollegen des diesjährigen Kongressteams daher prägnante Beispiele zu dieser Thematik für die Leserinnen und Leser zusammengestellt. …