Patienten, die wegen eines lokalen Prostatakarzinoms mit Radiotherapie behandelt werden, haben in der Folge offenbar ein höheres Risiko, an einem Malignom außerhalb der Prostata oder einer kardiovaskulären Erkrankung zu versterben, als chirurgisch behandelte Männer.
Das krankheitsspezifische 5-Jahres-Überleben von Patienten mit der aktuellen Diagnose eines nicht metastasierten Prostatakarzinoms liegt bei über 99%. Die meisten dieser Männer sterben, wie die Allgemeinbevölkerung auch, an Herzerkrankungen. In letzter Zeit mehren sich allerdings bei älteren Prostatakrebspatienten, die mit Radiotherapie oder einer antiandrogenen Therapie (ADT) behandelt wurden, Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Koronararterienerkrankungen, Myokardinfarkt und plötzlichen Herztod.
Wie häufig Männer mit lokalem Prostatakrebs nach kurativen Therapien an einer Herzerkrankung oder einem anderen Krebsleiden als dem der Prostata versterben, haben jetzt Christopher Wallis und Kollegen von der Universität Toronto untersucht. Im Rahmen einer populationsbasierten, retrospektiven Kohortenstudie haben sie Patienten ab 66 Jahren mit nicht metastasiertem Prostatakrebs nach Strahlentherapie oder operativer Therapie durchschnittlich 7,4 Jahre beobachtet. Die Männer waren innerhalb eines Jahres nach Diagnosestellung in Ontario zwischen 2002 und 2009 entweder operiert oder bestrahlt worden. Paarweise (5393 Paare im Propensity-Score Matching) wurden sie dann mit Probanden der jeweils anderen Therapiegruppe entsprechend ihrer demografischen Eigenschaften, Komorbiditäten, kardiovaskulären Risiken sowie unter Berücksichtigung einer evtl. durchgeführten ADT verglichen.
Mortalitätsrisiko steigt nach Strahlentherapie
In der Radiotherapie-Gruppe ergab sich eine kumulative 10-Jahresinzidenz für eine Nicht-Prostatakrebs-Mortalität von 12%. Unter den operierten Männern lag diese Quote bei 8%. Die Autoren ermittelten für die bestrahlten Patienten adjustiert eine um 57% höhere Krebsmortalität durch die Erkrankung anderer Organe. Die kardiovaskuläre Mortalität lag in der Radiotherapie-Gruppe unter Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren um 74% höher als bei den Patienten, deren Prostata chirurgisch entfernt worden war. Auch wenn die ADT in die Analyse einbezogen wurde, blieb das Risiko unverändert. Unterschiede zeigten sich allerdings innerhalb der Bestrahlungsarten. Während die Brachytherapie das Risiko, an einer anderen Krebserkrankung bzw. einer kardialen Ursache zu sterben, nicht erhöhte, errechneten Wallis und Kollegen nach externer Strahlentherapie gegenüber operierten Patienten Risikosteigerungen von 66–68% bzw. 94–100%.
Auf SpringerMedizin.de können Sie auch Fachbücher online lesen – mit b.Flat!