Was ist bei der Inhalationstherapie für Kinder zu beachten?

Akute Atemwegsinfekte sind mit 70% die häufigste Ursache ärztlicher Konsultationen im Kindesalter. Sie sind meist viral bedingt, sodass die Linderung der Symptome im Vordergrund steht. Als wirksame und verträgliche Therapieoption ohne systemische Nebenwirkungen hat sich das Inhalieren von Kochsalzlösung bewährt. Die Inhalation unterstützt die mukoziliäre Clearance der Atemwege. Für eine effiziente und für Kinder gut geeignete Therapie ist die Auswahl des Verneblersystems entscheidend. Kinder erleben im Mittel bis zu 6–8 Atemwegsinfektionen im Jahr, sodass diese der Hauptgrund für Vorstellungen in der Kinderarztpraxis sind [1]. Unkomplizierte Infekte mit Rhinopharyngitis oder Bronchitis klingen zwar meist innerhalb von zwei Wochen ab, manche Erreger können jedoch auch zu einer akuten Bronchiolitis mit asthmaähnlichen Symptomen führen. Atemwegsinfekte werden zu 90–95% durch Viren ausgelöst, sodass kausale Therapien, etwa die Gabe von Antibiotika, kontraindiziert sind [2]. Viele Eltern wünschen sich eine Empfehlung des behandelnden Arztes / der behandelnden Ärztin, wie sie ihren Kinder auch bei wiederkehrenden Infekten helfen können. Inhalieren mit Kochsalzlösung Als schonende und wirksame Methode zur Linderung der Atemwegssymptome ist das Inhalieren von isotoner oder hypertoner Kochsalzlösung etabliert [3–6]. Fein vernebelt unterstützt die Salzlösung die Selbstreinigung der Atemwege, die mukoziliäre Clearance, befeuchtet die Atemwege und löst den Schleim. Dieser Effekt kann nur mit einem Vernebler erreicht werden, da Salz nicht thermisch – also mittels Kochtopf – verdampft werden kann. Um den bestmöglichen therapeutischen Effekt zu erzielen, sollte die Inhalationstherapie so früh wie möglich, d.h. bereits bei den ersten Anzeichen eines beginnenden Infekts, gestartet und dann bis zum Abklingen der Symptome weitergeführt werden. Spielerisch ans Inhalieren gewöhnen Das Inhalieren sollte bereits bei ersten Anzeichen eines Infekts gestartet werden. Deshalb sollte es sich auch bei sehr kleinen Kindern stressfrei in den Alltag integrieren lassen. Pari hat für pädiatrische Patient*innen einige Services entwickelt, um die Akzeptanz für die Inhalation zu erhöhen. Neben der Kinder-App, kleinen Büchern und Videos finden sich Vorschläge und Anregungen zum Inhalieren mit Kindern unter: www.pari.com/de/kinderecke. Technische Parameter des Verneblers beachten Bei der Auswahl des Verneblers sollten bestimmte Qualitätsmerkmale berücksichtigt werden: Neben einer ausreichend feinen Tröpfchenverteilung – Aerosolteilchen sind erst ab einer Größe von <5µm lungengängig – ist auch die Dauer zu beachten, die für die Inhalation einer bestimmten Flüssigkeitsmenge benötigt wird. Eine objektive Kenngröße für beide Parameter ist die lungengängige Dosis (Respirable Drug Delivery Rate, RDDR). Sie beschreibt, welche Menge eines Wirkstoffs in lungengängigen Tröpfchen (≤5µm) pro Minute in die Bronchien gelangt. Ein hoher RDDR-Wert bedeutet, dass sehr viele kleine Tröpfchen in sehr kurzer Zeit in die tiefen Atemwege gelangen [7]. Dies ist insbesondere bei der Therapie von Kindern von Bedeutung, die eine längere Inhalation eher schlecht tolerieren, wodurch die Adhärenz und der Therapieerfolg gefährdet sein können [7]. Die RDDR macht auch den direkten Vergleich unterschiedlicher Systeme möglich. In einer komparativen Studie wurden erhebliche Qualitätsunterschiede zwischen den marktüblichen Verneblern deutlich: So variierten die RDDR-Werte zwischen fünf getesteten Geräten um den Faktor 4 [8]. Mit dem schwächsten Gerät ist demnach die vierfache Inhalationszeit wie mit dem stärksten nötig, um die gleiche Dosis einer vernebelten Flüssigkeit in die tiefen Atemwege zu bringen. Für eine effektive Therapie und gute Adhärenz von Kindern sollte ein Vernebler mit hohem RDDR-Wert genutzt werden [9]. Vergleichsmessungen zufolge weisen die Pari-Inhalationsgeräte eine hohe Effizienz auf (Abb. 1) [9]. Abb.1: RDDR-Werte verschiedener Inhalationsgeräte (modifiziert nach [9]) Springer Medizin Verlag GmbH × Je nach Krankheitsbild: unterschiedlich konzentrierte Salzlösungen Abhängig von der Symptomatik und dem Therapieziel können unterschiedliche In-halationslösungen eingesetzt werden. Geht es darum, die Atemwege zu befeuchten und die mukoziliäre Clearance zu unterstützen, sind isotone Kochsalzlösungen (z. B. Pari NaCl 0,9%) hilfreich, bei produktivem Husten mit zäher Verschleimung sind hypertone Kochsalzlösungen (z. B. MucoClear® 3%) wirksamer [10, 11]. Eine spezielle Inhalationslösung enthält zudem den natürlichen vorkommenden Wirkstoff Ectoin (MucoClear Protect®). Ectoin bildet durch seine wasserbindenen Eigenschaften einen Hydrokomplex. In Studien war die Inhalation einer Ectoin-haltigen Salzlösung einer einfachen Salzlösung hinsichtlich der Symptomreduktion bei Patient*innen mit akuter Bronchitis oder akuten Atemwegsinfektionen überlegen [12]. Die Daten deuten darauf hin, dass Patient*innen, die u. a. an akuter Bronchiolitis litten und mit der hypertonen Lösung inhalierten, zusätzlich zu den schleimlösenden Effekten auch von der entzündungshemmenden Wirkung des Ectoins profitierten. Zubehör und Verordnung Der Pari Compact2 inklusive dem Pari LC Sprint Compact-Vernebler wird vollständig von den Krankenkassen erstattet und ist damit aufzahlungsfrei. Eine weiche, dicht sitzende Baby- und Kindermaske sind im Lieferumfang ebenso enthalten wie ein Mundstück, mit dem ab einem Alter von 2–3 Jahren inhaliert werden sollte. Durch die namentliche Verordnung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Patient*innen in der Apotheke kein anderes Inhalationssystem erhalten. Pari NaCl 0,9% ist als Trägerlösung verordnungs- und erstattungsfähig. # Pari LC Sprint; ## MPV MicroDrop Pro; ### MPV MicroDrop Family; #### Omron Comp Air NE-C28P Aus der Kinderarztpraxis: Anwendungsgebiete der Verneblertherapie Fallbeispiele von Prof. Dr. Carl-Peter Bauer, Kinderpneumologe, ehemals Kinderklinik Schwabing der TU München Rezidivierende Atemwegsinfekte ohne Obstruktion Kind (3 Jahre) erkrankt 6–8x im Jahr an einem Atemwegsinfekt, meist mit Abgeschlagenheit, leichtem Fieber sowie Husten und Schnupfen. Keine pulmonale Obstruktion. Empfehlung: Inhalation von 2–3x täglich 2,5 ml 0,9% NaCl zur Befeuchtung der Atemwege und Unterstützung der mukoziliären Clearance Rezidivierende Atemwegsinfekte ohne Obstruktion mit produktivem Husten Kind (3 Jahre) leidet an einem Atemwegsinfekt mit produktivem Husten. Der Schleim beeinträchtigt die Atmung und hält bereits seit einigen Tagen an. Keine pulmonale Obstruktion. Empfehlung: Inhalation von 2–3x täglich 4 ml 3% NaCl zur Sekretolyse und Erleichterung des Abhustens Rezidivierende Atemwegsinfekte mit bronchialer Obstruktion Kind (4 Jahre) leidet immer wieder an Atemwegsinfekten. Das Kind giemt, eine obstruktive Bronchitis wird diagnostiziert. Empfehlung: Inhalation von Salbutamol1-Lösung 3x täglich zur Erweiterung der Bronchien (bei einem vierjährigen Kind z. B. 6 Tropfen Salbutamol1 in 2,5 ml 0,9% NaCl). Hier sollte auch abgeklärt werden, ob eine Hyperreagibilität und damit eine Indikation für inhalative Kortikosteroide (ICS) vorliegt. Rezidivierende Atemwegsinfekte mit Obstruktion bei vorhandener bronchialer Hyperreagibilität (bereits Dauertherapie mit ICS per Dosierinhalator) Kind (4 Jahre) hat bereits eine Asthmadiagnose und erhält Dauertherapie mit ICS per Dosierinhalator, die Applikation erfolgt mithilfe eines Spacers (z. B. Vortex). Das Kind leidet bei Infekten immer wieder an obstruktiven Atembeschwerden. Empfehlung: Anwendung von 0,5 mg Budesonid sowie Salbutamol1 jeweils als Inhalationslösung (bei einem vierjährigen Kind z. B. 0,5 mg Budesonid + 6 Tropfen Salbutamol1 3x täglich), anstelle der ICS-Dauertherapie per Dosierinhalator. Nach Abklingen der Symptome erfolgt wieder die Umstellung auf die Dauertherapie mit ICS per Dosierinhalator. 1Salbutamol-Lösung für einen Vernebler: Eine Einzeldosis entspricht im Alter von 4–11 Jahren 4–8 Tropfen Salbutamol (Einzelmaximaldosis von 8 Tropfen, äquivalent zu 2 mg Salbutamol) in 2,5 ml 0,9% NaCl, die Tagesmaximaldosis von 30 Tropfen (7,5 mg Salbutamol) sollte nicht überschritten werden. Alternativ kann ab 4 Jahren Salbutamol-Fertiginhalat gemäß Herstellerangaben verwendet werden. Die entsprechenden Fachinformationen der Arzneimittelhersteller sind zu beachten. Literatur Handbuch der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), 7. Auflage, 2018 www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/grippaler-infekt/ (letzter Zugriff: 21.9.2021) Jäger-Roman E, Praxishandbuch der Pädiatrischen Grundversorgung, 2017:162–163, doi:10.1016/B978-3-437-21281-9.00006-2 Mall MA, Biophysikalische Grundlagen der Anwendung, in: Möller A et al., Hypertone Salzlösung bei Atemwegserkrankungen, Uni-Med Verlag 2015 Wark P, McDonald VM, Syst Rev 2018, 9:CD001506 Tarrant BJ et al., Heart Lung 2019, 48:141–147 Keller M et al., 98th American Thoracic Society (ATS) International Conference 2002, Atlanta, USA:C80, Abstract 503321 Walz-Jung H et al., Eur Respir J 2013, 42 (Suppl57):P2406 Walz-Jung H et al., Pneumologie 2018, 72:820–831 Ankermann T et al., Atemwegs- und Lungenkrankheiten, Jahrgang 40, Nr. 9/2014:407–415 Kardos P et al., Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten, Pneumologie 2019, 73:143–180 Binh-Hai T et al., Biomed Res Int 2019, 7945091 Impressum „Akute und rezidivierende Atemwegsinfekte – Was ist bei der Inhalationstherapie für Kinder zu beachten?“, Literaturarbeit Berichterstattung: Ute Ayazpoor, Mainz Artikel gedruckt in Medizin Report aktuell Nr. 499956 in: Pädiatrie 5/2021 Mit freundlicher Unterstützung der PARI GmbH, Starnberg Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Anne Kathrin Steeb Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbHDie Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Akute und rezidivierende Atemwegsinfekte - Was ist bei der Inhalationstherapie für Kinder zu beachten?

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