Erschienen in:
16.01.2023 | Skoliose | Originalien
Erhöhtes Risiko der thorakalen Hypokyphose nach dorsaler Korrekturspondylodese bei adoleszenten idiopathischen Skoliosen mit thorakaler Doppelkrümmung
verfasst von:
Dr. med. Clara Berlin, Prof. Dr. med. Markus Quante, Prof. Dr. med. Henry Halm
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 3/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die adoleszente idiopathische Skoliose (AIS) geht häufig mit einer thorakalen Hypokyphose oder sogar Lordose einher.
Fragestellung
Ziel war es, den Einfluss der dorsalen Korrekturspondylodese bei thorakalen, strukturell doppelbogigen AIS zu analysieren.
Material und Methoden
Von insgesamt 127 prospektiv erfassten thorakalen AIS (Lenke-Typ 1 und 2) wurden die doppelbogigen thorakalen AIS retrospektiv analysiert. Operation 2010–2019 mit Pedikelschrauben-Doppelstab-Systemen in einem Skoliosezentrum. Nachuntersuchung (FU) mind. 2 Jahre. Frontale und sagittale Winkel (Ganzwirbelsäulen-Röntgenbilder, 2E): thorakale Krümmung (MK), proximal-thorakale Krümmung (PK) und lumbale Nebenkrümmung (LK), thorakale Kyphose (TK), Lendenlordose (LL). Statistische Analyse: Werte als MW ± SD, Students t‑Test (Signifikanz a = 0,05), Pearson’s Korrelation, Subanalyse mit sagittalen Modifiern (−, N, +).
Ergebnisse
Insgesamt wurden 47 doppelbogige thorakale AIS identifiziert, mittlere FU 29,3 ± 12,2 Monate, mittleres Alter 14 ± 1,5 Jahre. Mittlere Korrektur (FU-präop) der MK betrug 67 %, PK 53 %, LK 73 %, jeweils signifikant, (p < 0,05). Im Durchschnitt verringerte sich die TK (FU-präop) um −6,5 ± 11,6° (p < 0,05), keine signifikante Veränderung zum FU (p = 0,6). Die TK (FU-präop) nahm bei hypokyphotischen Fällen um 8,6 ± 5,0° (p < 0,05) zu, bei normokyphotischen AIS um −4,8 ± 9,6° und bei hyperkyphotischen um −25,3 ± 11,1° jeweils signifikant ab (p < 0,05). Bei Hypokyphosen: Mäßig starke Korrelation zwischen der Korrektur PK (r = −0,5) und Spontankorrektur LK (r = 0,8) (Frontalebene) und der Veränderung von prä- zu postoperativen TK (Sagittalebene) (p < 0,05). Moderate Korrelation bei Hyperkyphosen: Korrektur PK (r = −0,5) und postoperativer TK (p < 0,05). Keine relevanten Korrelationen für Normokyphosen. 17 % hatten eine postoperative Hypokyphose, davon 0 präoperative Hypokyphosen. Der Stabdurchmesser (5,5 mm vs. 6 mm) hatte keinen signifikanten Einfluss auf die TK.
Schlussfolgerung
Mit der dorsalen Korrekturspondylodese (Pedikelschrauben-Doppelstab-Systeme) kann bei doppelbogig thorakalen Skoliosen eine signifikante Korrektur der Seitausbiegungen beider Krümmungen erreicht werden, wenngleich diese insbesondere bei präoperativ normokyphotischen Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine postoperative thorakale Hypokyphose einhergeht.