Zusammenfassung
Selektiver Mutismus bedeutet, dass das betroffene Kind in bestimmten Situationen adäquat sprechen kann, während es in spezifischen Situationen, in denen Sprechen erwartet wird, unfähig ist zu sprechen. Dabei ist das Schweigen abhängig vom empfundenen Belastungsgrad der kommunikativen Bedingungen. Bislang publizierte Häufigkeiten liegen unter 1 %. Je nach Störungsbeginn werden der Frühmutismus (jünger als 5;5 Jahre) und der Spät- oder Schulmutismus (ab 5;5 Jahren) unterschieden. Es werden organische, neurologische und biologische Komponenten, Schwierigkeiten beim Spracherwerb, operante Konditionierung, Modelllernen sowie Kulturwechsel als sich gegenseitig beeinflussende ätiologische Faktoren angenommen. In der Diagnostik steht neben der Exploration von Betroffenen, Eltern, Erziehern und Lehrern die Verhaltensbeobachtung im Mittelpunkt. Außerdem liegen verschiedene Fragebögen vor. Eine differenzielle Indikation für einzelne Interventionsmethoden ist noch nicht möglich. Die meisten behavioralen Behandlungsansätze wenden mehr als eine Technik an. Als erfolgreich haben sich u. a. das Shaping, die graduelle Konfrontationstherapie und das Fading erwiesen.