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Erschienen in: Gefässchirurgie 5/2023

Open Access 07.08.2023 | Periphere arterielle Verschlusskrankheit | Originalien

Beziehung zwischen Operationszeit und Komplikationsrate nach endovaskulären Interventionen bei Patienten mit PAVK

verfasst von: Dr. med. C. Lisii, Prof. Dr. med. J. Heckenkamp, PD Dr. med. U. Sunderdiek, Prof. Dr. med. E. S. Debus, Prof. Dr. med. R. T. Grundmann

Erschienen in: Gefässchirurgie | Ausgabe 5/2023

Zusammenfassung

Fragestellung

In der vorliegenden Arbeit wird die Beziehung zwischen Operationszeit und postoperativen Komplikationen bei endovaskulärer Versorgung von Patienten mit Claudicatio intermittens (IC) und kritischer Extremitätenischämie (CLI) geprüft.

Material und Methode

Es wurden retrospektive Daten von 398 Patienten analysiert, die in der Zeit von 2016 bis 2018 am Marienhospital Osnabrück einem interventionellen Eingriff wegen IC (n = 274) oder CLI (n = 119) unterzogen wurden. Überprüft wurden perioperative und Spätkomplikationen sowie die jeweilige Operationszeit.

Ergebnisse

Die perioperative Komplikationsrate betrug über alle Stadien 18,6 % und die Spätkomplikationsrate, definiert als Komplikationsrate nach 1 Jahr, 34,5 %. Die perioperative Komplikationsrate betrug bei IC 14,2 % und bei CLI 28,6 % (p < 0,001), die Spätkomplikationsrate machte bei IC 26 % und bei CLI 54,8 % aus (p < 0,001). Im Gesamtkrankengut dauerten die Eingriffe, die mit einer periinterventionellen Komplikation assoziiert waren, 13,1 min länger als die Eingriffe ohne Komplikationen (58,1 min vs. 71,2 min, p = 0,023). Patienten ohne periinterventionelle Komplikationen blieben im Mittel 3,07 Tage stationär, Patienten mit periinterventionellen Komplikationen 8,08 Tage (p < 0,001). Eine signifikante Beziehung zwischen Dauer der Eingriffszeit und Länge des Krankenhausaufenthalts wurde beobachtet (R = 0,141, p = 0,005).

Schlussfolgerung

In der aktuellen Untersuchung konnte eine Korrelation zwischen Länge der Operationszeit und Höhe der Komplikationsrate beobachtet werden. Eingriffe bei CLI dauerten signifikant länger als bei IC und die Eingriffszeit ließ sich zu der Krankenhausaufenthaltsdauer korrelieren. Die Interventionszeit sollte standardmäßig ausgewertet werden, um Eingriffe zu definieren, die unter Umständen auch ambulant oder tageschirurgisch vorgenommen werden können.
Hinweise
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Einleitung

Die vorliegende monozentrische Studie befasst sich mit der Operationszeit und ihrem Zusammenhang mit Komplikationen bei endovaskulären Eingriffen bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) im Stadium II bis IV. Für diese Eingriffe wird – zumindest bei intermittierender Claudicatio (IC) – mittlerweile auch in Deutschland die „Ambulantisierung“ der Leistung diskutiert, wie dies in den USA schon lange gegeben ist. So berichteten Siracuse et al. [1] über 119.331 endovaskuläre Eingriffe bei IC, von ihnen waren 102.925 (86,3 %) ambulant erfolgt. Leitlinien zur ambulanten endovaskulären Behandlung der PAVK wurden von der französischen Society of Vascular and Endovascular Surgery (SCVE) erstellt [2]. Sie fordern neben dem komplikationslosen Eingriff ein Minimum-Monitoring von 4 h nach der Intervention, um die Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus zu gestatten. Dabei wird eine kritische Extremitätenischämie (CLI) nicht als Kontraindikation gesehen. Allen Überlegungen ist gemeinsam, dass bisher der Dauer der Intervention keine Beachtung geschenkt wurde, obwohl die Operationszeit Einfluss auf die Länge der postoperativen Überwachung nimmt.
Der Dauer der Intervention wurde bisher keine Beachtung geschenkt
Die Operationszeit ist abhängig von der Erfahrung des Operateurs und dem Schweregrad des Lokalbefunds und kann Auswirkungen auf den Allgemeinzustand des Patienten haben [3]. Sie beeinflusst möglicherweise auch die postinterventionelle Komplikationsrate. Da letzteres bisher bei der interventionellen Therapie der PAVK nicht überprüft wurde, war es das Ziel dieser Pilotstudie, die Operationszeit bei diesen Eingriffen zu analysieren und zu der postoperativen Komplikationsrate in Beziehung zu setzen. Gleichzeitig wurde untersucht, welche Beziehung zwischen Komplikationsrate und Dauer des poststationären Aufenthalts besteht, da zwangsläufig postoperative Komplikationen den ambulanten Eingriff unmöglich machen oder aber die Wiederaufnahmerate erhöhen.

Patienten und Methodik

Es wurden 398 Patienten (245 Männer und 153 Frauen) mit endovaskulären Eingriffen bei PAVK erfasst. Das Alter der Männer betrug im Mittel 66,4 Jahre, das der Frauen 73,1 Jahre. Es handelte sich um 275 (69,1 %) Patienten mit PAVK im Stadium IIb, 34 (8,5 %) Patienten mit Stadium III und 85 (21,4 %) Patienten mit Stadium IV nach Fontaine. Im Gesamtkrankengut betrug der ASA-Mittelwert 2,63 und der BMI-Mittelwert 27,2 (Median 26,8; Min 16,9, Max 41,7). Die Patientencharakteristika sind in Tab. 1 wiedergegeben.
Tab. 1
Patientencharakteristika nach Geschlecht
Parameter
Männer
n = 245
Frauen
n = 153
p-Wert
Alter, Jahre, Mittelwert (Median; Min.–Max.)
66,4 (67; 28–89)
73,1 (74; 44–92)
0,001
BMI, Mittelwert (Median, Min.–Max.)
27,7 (27,2; 19,6–41,7)
26,3 (26,0; 16,9–41,5)
0,009
Hyperlipidämie
118 (48,2 %)
70 (45,7 %)
Diabetes
94 (38,4 %)
48 (31,4 %)
Arterielle Hypertonie
163 (66,5 %)
110 (71,9 %)
Niereninsuffizienz Stadium 3–5
68 (27,8 %)
61 (39,9 %)
0,009
Dialyse
12 (4,9 %)
2 (1,3 %)
0,055
KHK
76 (31,0 %)
38 (24,8 %)
Herzeingriffe (PTCA, Koronarbypass, Herzklappe) anamnestisch
67 (27,3 %)
29 (18,95 %)
0,05
VHF
29 (11,8 %)
23 (15,0 %)
COPD
17 (6,9 %)
14 (9,1 %)
Nikotinkonsum
88 (35,9 %)
43 (28,1 %)
0,09
Thromboembolische Ereignisse, anamnestisch
15 (6,1 %)
18 (11,8 %)
0,05
Apoplex anamnestisch
7 (2,85 %)
8 (5,2 %)
Leberdysfunktion
5 (2,0 %)
1 (0,65 %)
Alkohol
8 (3,3 %)
2 (1,3 %)
Rutherford Stadium 2
0
0
Rutherford Stadium 3 (Fontaine IIb)
168 (68,6 %)
107 (69,93 %)
Rutherford Stadium 4 (Fontaine III)
20 (8,2 %)
14 (9,15 %)
Rutherford Stadium 5 + 6 (Fontaine IV)
53 (21,6 %)
32 (20,92 %)
PAVK mit iliakalem Aneurysma
4 (1,6 %)
0
BMI Body-Mass-Index, COPD chronisch obstruktive Lungenerkrankung, KHK koronare Herzkrankheit, PAVK periphere arterielle Verschlusskrankheit, PTCA perkutane transluminale Koronarangiographie, VHF Vorhofflimmern
Bei den 398 Patienten wurden 491 Lokalisationen behandelt. Es erfolgten 230 supragenuale Interventionen (A. femoralis superficialis), 150 infragenuale Interventionen und 111 Interventionen im Beckenbereich (iliakal). Da eine Lokalisation mit mehreren Maßnahmen behandelt werden konnte, machte die Summe der Interventionen 536 aus. Die Operationscharakteristika finden sich in Tab. 2.
Tab. 2
Operationscharakteristika, interventionelle Therapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (536 Interventionen bei 398 Patienten)
 
Gesamt
n = 536
Nur PTA (POBA)
31 (5,8 %)
Stentangioplastie
165 (30,8 %)
DCB/DES
258 (48,1 %)
Atherektomie
82 (15,3 %)
Eingriffszeit min, Mittelwert (Median; Min.–Max.)
n = 398
60,52 (52; 6–240)
DFP, cGy/cm2, Mittelwert (Median; Min.–Max.)
4663 (2374; 148–47315)
PTA perkutane transluminale Angioplastie, POBA „plain old balloon angioplasty“, DCB „drug-coated balloon“, DES „drug eluting stent“, DFP Dosis-Flächen-Produkt
Bei allen Eingriffen wurden die Eingriffszeit und die perioperative Komplikationsrate sowie die Komplikationsrate nach 1 Jahr bestimmt.

Ergebnisse

Die perioperative Komplikationsrate betrug über alle Stadien 18,6 % (73 Komplikationen), die Spätkomplikationsrate 34,5 % (134 Komplikationen). Bei dieser Berechnung konnte ein Patient mehrere Komplikationen haben, 53 (13,5 %) Patienten hatten perioperative Komplikationen und 115 (29,6 %) Patienten Spätkomplikationen. Unter den perioperativen Komplikationen befanden sich an intraoperativen Komplikationen 3 Embolien, 3 Gefäßverschlüsse, eine Blutung und 2 Komplikationen bei Verschluss-System-Anwendung, die eine Operation erforderten (insgesamt n = 9; 2,3 %). Diese Komplikationen sind in der Tab. 3 in die perioperativen Majorkomplikationen inkludiert.
Tab. 3
Komplikationen, interventionelle Therapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit, alle Stadien
 
Perioperative Komplikationen
n = (%)
Spätkomplikationen
n = (%)
Patienten insgesamt, n =
393
388
Minorkomplikationen
15 (3,8)
Aneurysma spurium ohne Revision
13 (3,3)
Wundheilungsstörung ohne Revision
0
0
Andere Komplikationen
(Thrombophlebitis und eine unklare Hörminderung)
2 (0,5)
Majorkomplikationen, inkl. MALE (ohne MACE)
51 (13,0)
111 (28,6)
Aneurysma spurium mit Revision
3 (0,8)
Wundheilungsstörung mit Revision
6 (1,5)
2 (0,5)
Verschluss-System-Komplikationen
3 (0,8)
Distale Embolie
7 (1,8)
Relevante Blutungen
3 (0,8)
MALE
29 (7,4)
109 (28,1)
Reverschluss/Stenose des Zielgefäßes
28 (7,1)
101 (26,0)
Majoramputation
1 (0,3)
8 (2,0)
MACE
7 (1,8)
23 (5,9)
Herzinfarkt
2 (0,5)
4 (1,0)
Apoplex
0
4 (1,0)
Tod
5 (1,3)
15 (3,8)
Majorkomplikationen (inkl. MACE)
58 (14,8)
134 (34,5)
Gesamtkomplikationen
73 (18,6)
134 (34,5)
MALE schwerwiegende unerwünschte Ereignisse an den Gliedmaßen (major adverse limb event), MACE schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse (major adverse cardiovascular event)
19 (4,8 %) Patienten hatten eine perioperative Reintervention und 13 (3,4 %) einen konventionellen Reeingriff. Wegen Spätkomplikationen erfolgten 75 (19,3 %) endovaskuläre und 22 (5,6 %) konventionelle Reeingriffe. Die Komplikationen, die dazu führten, sind in der Tab. 3 aufgelistet. Eine stationäre Wiederaufnahme innerhalb von 30 Tagen erfolgte bei 15 (3,8 %) Patienten und später im Follow-up in 101 Fällen (26,0 %).
Des Weiteren wurde geprüft, ob sich Patienten mit kritischer Extremitätenischämie (CLI) von denen mit Claudicatio intermittens (IC) in ihren Komplikationen unterschieden. Die perioperative Komplikationsrate betrug bei IC 14,2 % und bei CLI 28,6 % (p < 0,001), die Spätkomplikationsrate betrug bei IC 26 % und bei CLI 54,8 % (p < 0,001).

Eingriffszeit

Die Interventionszeit betrug im Mittel 59,9 (Median 51, Min. 6, Max. 240) Minuten. Bei Männern dauerten die Interventionen im Mittel 62,6 ± 35,9 (Median 55, Min. 10, Max. 180) Minuten. Bei Frauen betrug die Eingriffszeit im Mittel 55,7 ± 35,2 (Median 49, Min. 6, Max. 240) Minuten und war im Trend kürzer als bei Männern (p = 0,061). Details finden sich in Tab. 4. Eingriffe bei CLI dauerten signifikant länger als bei IC (67,4 min vs. 56,7 min, p = 0,006).
Tab. 4
Eingriffszeit und Komplikationsrate, endovaskuläre Therapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Männer vs. Frauen
 
Männer
Frauen
p-Wert
Insgesamt (n=393)
n=241
n=152
0,061
Eingriffszeit Mittelwert ± SD, (Median; Min.–Max.) Minuten
62,6 ± 35,9 (55, 10–180)
55,7 ± 35,2 (49, 6–240)
Perioperative Komplikationen
n = 53 (13,5 %)
n = 28 (11,6 %)
n = 25 (16,4 %)
0,172
Spätkomplikationen
n = 115 (29,3 %)
n = 70 (29,0 %)
n = 45 (29,8 %)
0,873
Perioperative Reeingriffsrate
n = 29 (7,4 %)
n = 17 (7,1 %)
n = 12 (7,9 %)
0,756
Langzeit-Reeingriffsrate
n = 95 (24,5 %)
n = 58 (24,3 %)
n = 37 (24,8 %)
0,900
Perioperatives MALE
n = 28 (7,1 %)
n = 18 (7,5 %)
n = 10 (6,6 %)
0,738
Langzeit-MALE
n = 29 (7,5 %)
n = 17 (7,1 %)
n = 12 (8,1 %)
0,732
MALE schwerwiegende unerwünschte Ereignisse an den Gliedmaßen
Wie Tab. 5 zeigt, war die Eingriffszeit bei Patienten ohne perioperative Komplikationen kürzer als bei Patienten mit Komplikationen. Tab. 6 gibt die Eingriffszeit bei Patienten mit und ohne Spätkomplikationen wieder. Patienten mit Spätkomplikationen wiesen die signifikant längere Eingriffszeit auf. Dies galt aber nicht für die CLI-Patienten isoliert betrachtet.
Tab. 5
Eingriffszeit bei Patienten mit und ohne perioperative Komplikationen, interventionelle Therapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit
 
Patienten ohne perioperative Komplikationen
Patienten mit perioperativen Komplikationen
p-Wert
Insgesamt (n=393)
n=340
n=53
0,023
Eingriffszeit Mittelwert ± SD (Median) Minuten
58,1 ± 35,0 (50,0)
71,2 ± 38,5 (63,0)
IC (n=274)
n=247
n=27
0,492
Eingriffszeit Mittelwert ± SD (Median) Minuten
56,1 ± 35,0 (48,0)
61,6 ± 39,0 (49,0)
CLI (n=119)
n=93
n=26
0,031
Eingriffszeit Mittelwert ± SD (Median) Minuten
63,5 ± 34,6 (55,0)
81,3 ± 35,9 (72,0)
CLI kritische Extremitätenischämie („critical limb ischemia“), IC claudicatio intermittens („intermittent claudication“)
Tab. 6
Eingriffszeit bei Patienten mit und ohne Spätkomplikationen, interventionelle Therapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit
 
Patienten ohne Spätkomplikationen
Patienten mit Spätkomplikationen
p-Wert
Insgesamt (n=388)
n=273
n=115
0,049
Eingriffszeit Mittelwert ± SD (Median) Minuten
57,5 ± 34,2 (49,0)
65,8 ± 39,1 (59,0)
IC (n=273)
n=206
n=67
0,080
Eingriffszeit Mittelwert ± SD (Median) Minuten
54,3 ± 33,3 (46,0)
64,0 ± 40,9 (55,0)
CLI (n=115)
n=67
n=48
0,910
Eingriffszeit Mittelwert ± SD (Median) Minuten
67,6 ± 35,4 (60)
68,4 ± 36,7 (60,5)
CLI kritische Extremitätenischämie, IC claudicatio intermittens

Stationäre Aufenthaltsdauer

Postinterventionell befanden sich die Patienten stationär im Mittel 3,75 ± 4,51 (Median 2; Min. 1; Max. 50) Tage im Krankenhaus. Patienten ohne perioperative Komplikationen (n = 340) blieben im Mittel 3,07 ± 2,53 (Median: 2) Tage im Krankenhaus, Patienten mit perioperativen Komplikationen (n = 53) 8,08 ± 9,49 (Median: 5) Tage (p < 0,001). Des Weiteren konnte eine signifikante Korrelation zwischen Operationszeit und postoperativer Liegedauer beobachtet werden (Abb. 1), mit längerer Eingriffszeit stieg die postoperative Aufenthaltsdauer signifikant an.

Diskussion

In der vorliegenden Studie wurde bei Patienten mit IC und CLI die Interventionszeit bei endovaskulären Eingriffen zu der perioperativen Komplikationsrate und Spätkomplikationsrate nach 1 Jahr in Beziehung gesetzt. Es zeigte sich eine eindeutige Korrelation: bei komplikationsfreien Eingriffen (dies galt sowohl für die perioperative als auch Spätkomplikationsrate) war die Interventionszeit signifikant kürzer als bei Eingriffen mit Komplikationen. Auch korrelierte die Operationszeit mit der postoperativen Liegedauer, mit Anstieg der Operationszeit nahm auch die stationäre Verweildauer zu.
Eine kurze Interventionszeit gibt demnach einen Hinweis auf einen komplikationsarmen Verlauf und ist folglich zur Beurteilung, ob der Eingriff auch ambulant hätte durchgeführt werden können, geeignet. Die Operationszeit sollte folglich in die Kriterien, die von der French Society of Vascular and Endovascular Surgery (SCVE) zur ambulanten endovaskulären Intervention erstellt wurden [2], mit aufgenommen werden.
Mit Anstieg der Operationszeit nimmt auch die stationäre Verweildauer zu
Bei einem Vergleich der Interventionszeit bei Männern und Frauen fällt auf, dass die Interventionszeit bei Frauen im Trend kürzer als bei Männern war (62,6 min vs. 55,7 min, p = 0,061), obwohl bei Frauen aufgrund des schmäleren Gefäßdurchmessers der Eingriff als potenziell schwieriger als bei Männern gilt, wobei keine Vergleichsdaten zur Interventionszeit bei Männern und Frauen in der Literatur zu finden waren. Umgekehrt war aber die perioperative Komplikationsrate bei den Männern geringer (11,6 % versus 16,4 % bei den Frauen), statistisch signifikant war dieser Unterschied jedoch nicht (OR 1,50; p = 0,172). Friesinger et al. [4] haben die Prognose und Revaskularisationsrate bei Männern und Frauen bei insgesamt 41.873 PAVK-Patienten (Daten der BARMER GEK) überprüft. In ihrer Untersuchung unterschieden sich Männer und Frauen nicht in ihrer Revaskularisationsrate (65,2 % vs. 65,9 %), jedoch wurden Frauen häufiger endovaskulär behandelt (45,7 % vs. 43,3 %; p < 0,001). In dieser Kohorte war – Propensity-Score gematcht – die Amputationsrate im Krankenhaus bei Männern höher als bei Frauen, in der Kliniksterblichkeit unterscheiden sich beide Geschlechter jedoch nicht.
DeRubertis et al. [5] berichteten über 447 perkutane infrainguinale Interventionen bei 309 Frauen und verglichen sie mit 553 Interventionen bei Männern. Frauen hatten die schwereren Befunde, unterschieden sich aber nicht von den Männern in der periinterventionellen Komplikationsrate. Die 30-Tage-Letalität betrug 0,7 % (Frauen) vs. 0,4 % (Männer), die Komplikationsrate war gering und schloss 0,8 % revisionspflichtige Leistenhämatome und eine Verschlechterung der Nierenfunktion in 2,0 % der Fälle ein. Die primären Offenheitsraten wurden für Frauen nach 12 und 24 Monaten mit 54 ± 3 % und 39 ± 5 % angegeben, für Männer mit 59 ± 3 % und 45 ± 5 %. Offenheitsraten und Beinerhaltungsraten waren zwischen Männern und Frauen nicht unterschiedlich.
Die Offenheitsraten sind zwischen Männern und Frauen vergleichbar
In der vorliegenden Untersuchung wurde an perioperativen Minorkomplikationen im Wesentlichen nur ein Aneurysma spurium ohne Revision beobachtet, bei 5 % bei CLI- und 2,6 % der IC-Patienten. Wundheilungsstörungen mit Revision wurden in 2,5 % bzw. 1,1 % gesehen, eine distale Embolie in 2,5 % bzw. 1,5 % der Fälle. Die Rate an Reverschlüssen/Stenosen des Zielgefäßes betrug 10,1 % bzw. 5,8 % und nur 1 (CLI-)Patient musste amputiert werden. Die perioperative Sterblichkeit machte 3,4 % bei CLI und 0,3 % bei IC aus. Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit denen des PSI-Registers, einer prospektiven Multicenterstudie, an der 74 deutsche Gefäßzentren mit 2798 Behandlungsfällen (perkutane infrainguinale endovaskuläre Interventionen) teilnahmen [6]. Von den 74 Zentren standen 65 (87,8 %) unter gefäßchirurgischer Leitung. Etwa 33 % der Interventionen wurden in gefäßchirurgisch geführten Zentren durch Radiologen durchgeführt. In dem PSI-Register wurden bei CLI bzw. IC periinterventionell MACE („major adverse cardiovascular events“) in 1,9 % bzw. 0,1 %, Herzinfarkt in 0,5 % bzw. 0,1 %, Schlaganfall/TIA in 0,1 % bzw. 0 % und Tod in 1,3 % bzw. 0 % gesehen. Die Folgerung war, dass die perkutane endovaskuläre Behandlung infrainguinaler Läsionen hinsichtlich schwerer periinterventioneller Komplikationen ein sehr sicheres Verfahren darstellt. Gleichwohl wurden nur 4,5 % der Prozeduren unter ambulanten Bedingungen durchgeführt. Angaben zur Interventionszeit wurden nicht gemacht.

Schlussfolgerung

In der vorliegenden Pilotstudie korrelierte die Operationszeit sowohl mit der periinterventionellen als auch Spätkomplikationsrate bei interventioneller Therapie von PAVK-Patienten mit IC und CLI. Diese Ergebnisse müssen in größeren Vergleichserhebungen bestätigt werden. Die Interventionszeit sollte in Zukunft standardmäßig ausgewertet und im Arztbrief angegeben werden, um so Eingriffe zu definieren, die unter Umständen auch ambulant oder tageschirurgisch vorgenommen werden können.

Fazit für die Praxis

  • Leitlinien fordern für die ambulante endovaskuläre Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) eine komplikationslose Operation und ein Minimum-Monitoring von 4 h nach der Intervention.
  • Die Operationszeit korreliert mit der Komplikationsrate und mit der Länge des postoperativen Aufenthalts nach der endovaskulären Therapie bei Patienten mit PAVK.
  • In der Eingriffszeit spiegelt sich sowohl die Komplexität des Befundes als auch ein komplikationsloser Verlauf wider.
  • Die Operationszeit könnte so in Zukunft einer unter mehreren Entscheidungsparametern bei der Ambulantisierung des Eingriffs sein. Dies gilt speziell für die Gruppe der Claudicatio intermittens(IC)-Patienten, in der sich Patienten mit und ohne Komplikationen signifikant in ihrer Operationszeit unterschieden.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

C. Lisii, J. Heckenkamp, U. Sunderdiek, E.S. Debus und R.T. Grundmann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Diese retrospektive Studie erfolgte nach Konsultation der zuständigen Ethikkommission und im Einklang mit nationalem Recht.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Literatur
2.
Zurück zum Zitat Alimi Y, Hauguel A, Casbas L, Magnan PE, Pin JL, Sabatier J, Régnard O, Gouëffic Y, French Society of Vascular and Endovascular Surgery (2019) French guidelines for the management of ambulatory endovascular procedures for lower extremity peripheral artery disease. Ann Vasc Surg 59:248–258. https://doi.org/10.1016/j.avsg.2019.05.001CrossRefPubMed Alimi Y, Hauguel A, Casbas L, Magnan PE, Pin JL, Sabatier J, Régnard O, Gouëffic Y, French Society of Vascular and Endovascular Surgery (2019) French guidelines for the management of ambulatory endovascular procedures for lower extremity peripheral artery disease. Ann Vasc Surg 59:248–258. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​avsg.​2019.​05.​001CrossRefPubMed
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Zurück zum Zitat DeRubertis BG, Vouyouka A, Rhee SJ, Califano J, Karwowski J, Angle N, Faries PL, Kent KC (2008) Percutaneous intervention for infrainguinal occlusive disease in women: equivalent outcomes despite increased severity of disease compared with men. J Vasc Surg 48:150–157. https://doi.org/10.1016/j.jvs.2008.03.007 (discussion 157–8)CrossRefPubMed DeRubertis BG, Vouyouka A, Rhee SJ, Califano J, Karwowski J, Angle N, Faries PL, Kent KC (2008) Percutaneous intervention for infrainguinal occlusive disease in women: equivalent outcomes despite increased severity of disease compared with men. J Vasc Surg 48:150–157. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​jvs.​2008.​03.​007 (discussion 157–8)CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Beziehung zwischen Operationszeit und Komplikationsrate nach endovaskulären Interventionen bei Patienten mit PAVK
verfasst von
Dr. med. C. Lisii
Prof. Dr. med. J. Heckenkamp
PD Dr. med. U. Sunderdiek
Prof. Dr. med. E. S. Debus
Prof. Dr. med. R. T. Grundmann
Publikationsdatum
07.08.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Gefässchirurgie / Ausgabe 5/2023
Print ISSN: 0948-7034
Elektronische ISSN: 1434-3932
DOI
https://doi.org/10.1007/s00772-023-01025-0

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Nach PCI besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko, wenn die Behandelten eine verminderte linksventrikuläre Ejektionsfraktion aufweisen. Das Risiko ist umso höher, je stärker die Pumpfunktion eingeschränkt ist.

Darf man die Behandlung eines Neonazis ablehnen?

08.05.2024 Gesellschaft Nachrichten

In einer Leseranfrage in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Dermatology möchte ein anonymer Dermatologe bzw. eine anonyme Dermatologin wissen, ob er oder sie einen Patienten behandeln muss, der eine rassistische Tätowierung trägt.

Deutlich weniger Infektionen: Wundprotektoren schützen!

08.05.2024 Postoperative Wundinfektion Nachrichten

Der Einsatz von Wundprotektoren bei offenen Eingriffen am unteren Gastrointestinaltrakt schützt vor Infektionen im Op.-Gebiet – und dient darüber hinaus der besseren Sicht. Das bestätigt mit großer Robustheit eine randomisierte Studie im Fachblatt JAMA Surgery.

Chirurginnen und Chirurgen sind stark suizidgefährdet

07.05.2024 Suizid Nachrichten

Der belastende Arbeitsalltag wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit der Angehörigen ärztlicher Berufsgruppen aus. Chirurginnen und Chirurgen bilden da keine Ausnahme, im Gegenteil.

Update Chirurgie

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S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms“

Karpaltunnelsyndrom BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Kompressionsneuropathie peripherer Nerven. Obwohl die Anamnese mit dem nächtlichen Einschlafen der Hand (Brachialgia parästhetica nocturna) sehr typisch ist, ist eine klinisch-neurologische Untersuchung und Elektroneurografie in manchen Fällen auch eine Neurosonografie erforderlich. Im Anfangsstadium sind konservative Maßnahmen (Handgelenksschiene, Ergotherapie) empfehlenswert. Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie oder Auftreten von neurologischen Ausfällen ist eine Dekompression des N. medianus am Karpaltunnel indiziert.

Prof. Dr. med. Gregor Antoniadis
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“

Radiusfraktur BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Webinar beschäftigt sich mit Fragen und Antworten zu Diagnostik und Klassifikation sowie Möglichkeiten des Ausschlusses von Zusatzverletzungen. Die Referenten erläutern, welche Frakturen konservativ behandelt werden können und wie. Das Webinar beantwortet die Frage nach aktuellen operativen Therapiekonzepten: Welcher Zugang, welches Osteosynthesematerial? Auf was muss bei der Nachbehandlung der distalen Radiusfraktur geachtet werden?

PD Dr. med. Oliver Pieske
Dr. med. Benjamin Meyknecht
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“

Appendizitis BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Inhalte des Webinars zur S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“ sind die Darstellung des Projektes und des Erstellungswegs zur S1-Leitlinie, die Erläuterung der klinischen Relevanz der Klassifikation EAES 2015, die wissenschaftliche Begründung der wichtigsten Empfehlungen und die Darstellung stadiengerechter Therapieoptionen.

Dr. med. Mihailo Andric
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.