Durch Radiochemo-Immuntherapie mit Durvalumab Kuration möglich

Das Spektrum der therapeutischen Optionen des inoperablen, nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) im Stadium III hat sich in den letzten Jahren erheblich erweitert. Sofern eine PD-L1-Expression ≥1% vorliegt, ist die konsolidierende Immuntherapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Durvalumab im Anschluss an eine Radiochemotherapie – wenn die Erkrankung nicht fortgeschritten ist – der Therapiestandard in diesem Stadium. Dies bietet Betroffenen trotz Inoperabilität eine Chance auf Kuration. Expertinnen und Experten diskutierten im Rahmen eines DEGRO-Symposiums neue Real-World-Daten, die richtige Bestrahlungsplanung und das Management von immunvermittelten Nebenwirkungen. In Deutschland wird jährlich bei ca. 14.500 Frauen und 25.900 Männern erstmals die Diagnose eines NSCLC gestellt [1]. Etwa ein Viertel der Betroffenen befindet sich zum Zeitpunkt der Diagnose in dem lokal fortgeschrittenen und sehr heterogenen Stadium III, in dem zwei Drittel der Tumoren inoperabel sind [2]. Radiochemo-Immuntherapie derzeitiger Standard Prof. Dr. Stefan Rieken, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Universitätsmedizin Göttingen, stellte die Leitlinienempfehlungen für die Behandlung des NSCLC im Stadium III vor. Für den Entscheidungsalgorithmus muss zunächst geklärt werden, ob eine technische und funktionale Operabilität vorliegt (Stadium IIIA und IIIB). In diesem Fall ist ein differenziertes Vorgehen angezeigt. Im inoperablen Stadium III ist in jedem Fall bei Nachweis einer PD-L1-Expression ohne Fortschreiten der Erkrankung die Radiochemotherapie (RCT) gefolgt von einer immunonkologischen Therapie (IO) mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor (ICI) Durvalumab (Imfinzi®), ausgehend von den Daten der Phase-III-Studie PACIFIC, derzeitiger Standard [3–6]. Dies spiegelt sich in den Empfehlungen nationaler Leitlinien wie der S3-Leitlinie und internationalen Leitlinien wie der NCCN (National Comprehensive Cancer Network)-Guideline wider [4, 6]. In der NCCN werde laut Rieken für die inoperablen Stadien IIIB und IIIC „die Radiochemotherapie plus nachfolgender immunonkologischer Therapie mit Durvalumab in jedem Fall als der Standard mit einer Evidenz der Kategorie 1 empfohlen” [6]. In Deutschland sei die RCT + IO in allen Subgruppen des sehr heterogenen Stadiums III ein Therapiestandard, weil es dafür die beste Evidenz gäbe. So bestätigen verschiedene Untersuchungen seit der Erstpublikation der zulassungsrelevanten PACIFIC-Studie im Jahr 2017 [3] den Nutzen der RCT, gefolgt von der IO mit Durvalumab (10 mg/kg i.v. alle 2 Wochen über 12 Wochen oder 1.500 mg alle 4 Wochen). In den 5-Jahresdaten dieser Phase-III-Studie zeigte sich sowohl ein langfristiger und anhaltender Überlebensvorteil (OS) als auch ein robustes progressionsfreies Überleben (PFS) für den ICI nach RCT [5]. Die aktualisierten OS-Daten stimmten mit der primären Analyse überein. Nach 5 Jahren lebten innerhalb der zulassungsrelevanten Subgruppe mit PD-L1-Expression ≥1% noch 50,1% der Erkrankten unter Durvalumab und 36,9% in der Placebo-Gruppe. Bei einem medianen OS von 63,1 versus 29,5 Monaten verringerte Durvalumab das Risiko zu versterben um 39% (Hazard Ratio [HR] 0,61; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,44–0,85). Der Anteil der Patientinnen und Patienten ohne Progression verdoppelte sich nach fünf Jahren im Vergleich zu einer alleinigen RCT (von 17,6% auf 35,8%). Das mediane PFS konnte im Vergleich zur alleinigen RCT mit Durvalumab nahezu verfünffacht werden (24,9 vs. 5,5 Monate). Mehr als zwei Drittel (71,5%) der Patientinnen und Patienten, die nach 5 Jahren noch lebten, zeigten keine Anzeichen einer Krankheitsprogression. Durvalumab ist ein vollständig humaner, monoklonaler Immunglobulin-G1-Antikörper, der an den Programmed Cell Death 1-Ligand 1 (PD-L1) bindet und so die Interaktion von PD-L1 mit seinem Rezeptor unterbindet [7]. Durvalumab ist in Deutschland als Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen, inoperablen NSCLC bei Erwachsenen zugelassen, deren Tumoren PD-L1 in ≥1% der Tumorzellen exprimieren und deren Krankheit nach einer platinbasierten RCT nicht fortgeschritten ist [7]. Daher sollte der PD-L1-Status bei Patientinnen und Patienten im Stadium III bereits im Rahmen der Primärdiagnostik erhoben werden [4]. „Am Ende der platinbasierten RCT erfolgt eine frühe Response-evaluation, um dann zeitnah – möglichst innerhalb von 14 Tagen, aber mindestens innerhalb von 42 Tagen − mit Durvalumab zu beginnen“, erläuterte Rieken (Abb. 1). Abb. 1: Therapieschema der RCT (modifiziert nach [7]) Springer Medizin Verlag GmbH × Real-World-Daten bestätigen PACIFIC Die Ergebnisse der Phase-III-Studie spiegeln sich auch in der Routineversorgung wider. Das zeigen die 3-Jahresdaten der Beobachtungsstudie PACIFIC-R, die die Wirksamkeit von Durvalumab in der Praxis bei Teilnehmenden aus einem Early-Access-Programm untersuchte (n=1.154, Datenschnitt 11/2021, medianes Follow-up 38,7 Monate) [8]. Das mediane OS (95%-KI) war zum Zeitpunkt dieser Analyse noch nicht abschätzbar. Die 2- und 3-Jahres-OS-Raten lagen bei 72,3% (95%-KI 69,7–74,8) bzw. 63,2% (95%-KI 60,3–65,9) (Abb. 2). Abb. 2: PACIFIC-R-Studie: Gesamtüberleben nach zwei und drei Jahren unter Durvalumab (modifiziert nach [8]) Springer Medizin Verlag GmbH × Auch Studienteilnehmende, die eine sequenzielle RCT (sRCT) erhielten, konnten profitieren. So lag das OS nach zwei Jahren in dieser Population bei 67,8% (95%-KI 60,0–74,5) und nach drei Jahren bei 57,9% (95%-KI 49,8–65,2). Das mediane PFS betrug 23,2 Monate (95%-KI 16,9–28,8). Die OS-Raten waren numerisch höher bei Studienteilnehmenden unter simultaner RCT (cRCT) im Vergleich mit einer sRCT (3-Jahres-OS-Rate 64,8% vs. 57,9%). Jedoch trennten sich die Überlebenskurven von cRCT und sRCT erst im späteren Verlauf des Nachbeobachtungszeitraums. Das mediane PFS der Gesamtpopulation der PACIFIC-R-Studie lag bei 24,1 Monaten (95%-KI 20,2–27,8), und die 2- bzw. 3-PFS-Jahresraten betrugen 50,1% (95%-KI 47,2–53,0) bzw. 42,2% (95%-KI 39,2–45,1) (Abb. 3). Schätzungsweise mehr als 40% der Studienteilnehmenden lebten nach drei Jahren noch progressionsfrei. In der zulassungsrelevanten Subgruppe mit einer nachgewiesenen PD-L1-Expression ≥1% (n=573) ließ sich ein PFS von 25,3 Monaten nachweisen (95%-KI 18,4–25,5 Monate). Sowohl OS- als auch PFS-Ergebnisse waren bei den Patientinnen und Patienten, die Durvalumab innerhalb von 42 Tagen nach Abschluss der RCT erhielten, numerisch besser. Wie Rieken hervorhob, bestätigen die Daten damit die Ergebnisse der PACIFIC-Studie, bei der unter kontrollierten Bedingungen im entsprechenden Kollektiv ein medianes PFS von 24,9 Monaten (95%-KI 16,9–38,7 Monate) beobachtet wurde. Abb. 3: PACIFIC-R-Studie: progressionsfreies Überleben nach zwei und drei Jahren unter Durvalumab (modifiziert nach [8]) Springer Medizin Verlag GmbH × Sequenzielle RCT: Sicherheitsprofil vergleichbar Auch wenn in der PACIFIC-Studie ausschließlich die simultane RCT eingesetzt wurde, ist der ICI auch im Anschluss an eine sequenzielle RCT zugelassen, betonte Rieken. Den Nutzen von Durvalumab belegen Daten der Phase II-Studie PACIFIC-6 mit 117 Teilnehmenden, die aufgrund ihres Alters oder wegen klinisch relevanter Begleiterkrankungen nicht für eine simultane RCT geeignet waren [9]. Bei ihnen wurde daher eine sequenzielle RCT durchgeführt, nach deren Beendigung sie den ICI erhielten. In diesem Studienkollektiv wies Durvalumab nach sequenzieller RCT ein vergleichbares Sicherheitsprofil (primärer Endpunkt) wie nach simultaner RCT in der PACIFIC-Studie auf. Das mediane PFS betrug 10,9 Monate (95%-KI 7,3–15,6), und die 12- bzw. 24-Monats-OS-Raten lagen bei 84,1% (95%-KI 75,6–89,9) bzw. 69,8% (95%-KI 55,8–80,2; Abb. 4). Diese Daten beziehen sich auf die Gesamtpopulation der PACIFIC-6-Studie. In Deutschland ist Durvalumab als maximal 12-monatige Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen, inoperablen NSCLC bei Erwachsenen angezeigt, deren Tumoren PD-L1 in ≥1% der Tumorzellen exprimieren und deren Krankheit nach einer platin-basierten Radiochemotherapie nicht fortgeschritten ist. Abb. 4: Phase-II-Studie PACIFIC-6: Gesamtüberleben nach sequenzieller RCT und anschließender Therapie mit Durvalumab (modifiziert nach [9]) Springer Medizin Verlag GmbH × „Die Radiochemotherapie, gefolgt von Durvalumab, ist der Behandlungsstandard im gesamten Stadium III des NSCLC. Mit der deutlichen Verbesserung des Überlebens unter dem Checkpoint-Inhibitor gelang damit bereits der Quantensprung in der Therapie dieses Stadiums“, hob Rieken abschließend hervor. FDG-PET-basierte Strahlenplanung Damit zukünftig noch mehr Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC von einer Radiochemo-Immuntherapie profitieren, wird nach neuen Möglichkeiten der optimierten Strahlentherapieplanung gesucht. Einen vielversprechenden Ansatz stellt die Zielvolumenreduktion durch eine mit 18F-FDG (18F-Fluor-Deoxyglukose)-PET (Positronenemissionstomographie)-basierte Planung dar, wie sie in der PET-Plan-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Ursula Nestle, Chefärztin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach, untersucht wurde [10]. Primäres Studienziel der prospektiven und randomisiert-kontrollierten Open-label-Studie war die Evaluierung der Zeit bis zur lokoregionären Progression bei 205 Teilnehmenden mit einem inoperablen lokal fortgeschrittenen NSCLC, bei denen die Strahlentherapie entweder nach konventionellen Standards (n=99) oder innovativ unter Beschränkung auf die in der FDG-PET auffälligen Areale (n=106) durchgeführt wurde. „Die im experimentellen Arm verwendete FDG-PET-basierte Strahlentherapieplanung führte zu einer deutlich geringeren Inzidenz lokaler Rückfälle als in der konventionellen Gruppe“, betonte Nestle. So war nach einem medianen Follow-up von 29 Monaten die lokoregionäre Progressionsrate in der FDG-PET-Gruppe um fast die Hälfte niedriger als in der Kontrollgruppe mit konventioneller Bestrahlungsplanung (14% vs. 29% nach 1 Jahr; HR 0,57; 95%-KI 0,30–1,06). Fazit der PET-Plan-Studie: Durch die FDG-PET-gestützte Bestrahlungsplanung lässt sich durch die Verkleinerung des Bestrahlungsvolumens eine gezieltere Tumorbestrahlung mit höherer lokaler Effektivität erzielen. Auf eine elektive Mediastinalbestrahlung und Bestrahlung von Atelektasen kann verzichtet werden. Die Begrenzung des Zielvolumens ist nicht nur für die Verträglichkeit der Behandlung, sondern möglicherweise auch für das Immunsystem günstiger. Das ist wiederum insbesondere unter dem Aspekt der sich an die RCT anschließenden ICI ein wichtiger Vorteil. Abweichungen vom Bestrahlungsprotokoll reduzieren OS Dass die Qualität der Bestrahlungsplanung insbesondere in Bezug auf die benachbarten Normalgewebe prognostisch hochrelevant ist, zeigen die von Nestle vorgestellten Daten einer Auswertung von Gkika et al. [11]. Bei erheblichen Abweichungen vom Studienprotokoll („Major deviations“, maD) war das Gesamtüberleben signifikant schlechter (HR 2,9; 95%-KI 1,8–4,4; p<0,0001), zudem trat signifikant häufiger ein lokoregionaler Progress auf (HR 5,7; 95%-KI 2,7–11,1; p<0,0001). Besonders eklatant war dies nach Einschätzung von Nestle bei maD in Bezug auf die Abgrenzung von Normalgewebe zu sehen: „Hier sieht man einen signifikanten Überlebensvorteil bei den Studienteilnehmenden, bei denen protokollgerecht die Constraints eingehalten wurden. Dies ist eine ganz wichtige Botschaft für die Qualität der Strahlentherapie.“ Strahlendosis an Herzbasis entscheidend für Überleben Diese Befunde werden durch eine weitere Analyse der PET-Plan-Daten von einer weiteren Arbeitsgruppe um Craddock et al. aus Manchester/UK ergänzt, wonach bei NSCLC-Patientinnen und -Patienten ein signifikanter Zusammenhang zwischen der mittleren Dosis (>33,5 Gy) an der Herzbasis (Ursprung der linken Koronararterie und AV-Knoten-Region) und dem OS besteht (p<0,01) [12]. Darüber hinaus konnte erstmals auch ein signifikanter Zusammenhang zwischen der kardialen Funktion vor der Strahlentherapie und der Dosis an der Herzbasis nachgewiesen werden (p=0,04). Das deutet laut Nestle darauf hin, dass eine bereits bestehende eingeschränkte linksventrikuläre Auswurffraktion (EF) die Auswirkungen der Dosis an der Herzbasis auf das Überleben verstärkt. „Diese Ergebnisse sind von klinischer Relevanz, da wir wissen, dass viele unserer Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC auch herzkrank sind“, rief Nestle in Erinnerung. Nachsorge: gute Kommunikation wichtig Die Therapieschemata in der Onkologie werden immer multimodaler. Entsprechend hat sich das Management von Patientinnen und Patienten mit NSCLC erheblich verändert. Das gilt auch für die Nachsorge, wie PD Dr. Denise Bernhardt, Klinik und Poliklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, anhand der Daten einer Phase-III-Studie erläuterte [14]. Die Untersuchung verglich randomisiert bei 133 Teilnehmenden mit fortgeschrittenem NSCLC Stadium III/IV eine neuartige, personalisierte und webbasierte Nachsorgestrategie mit weniger Bildgebung, dafür aber mehr Arzt-/Ärztin-Kontakten mit einer herkömmlichen Nachsorge mit CT-Untersuchungen alle drei bis sechs Monate. „Sehr überraschend“ sei laut Bernhardt das Ergebnis gewesen, das einen signifikanten Vorteil des medianen OS im experimentellen Arm ergab (19,0 Monate [95%-KI 12,5–nicht berechenbar] vs. 12,0 Monate [95%-KI 8,6–16,4]; p=0,001). In eine ähnliche Richtung gehen die Daten einer weiteren Studie, die ebenfalls einen OS-Benefit zeigte, wenn Betroffene mit NSCLC im metastasierten Stadium einer frühen palliativen Anbindung zugeführt werden [15]. Fazit dieser Untersuchungen: „Wenn man Betroffenen ein niederschwelliges Betreuungsangebot bietet – webbasiert, per App oder mit fixierten Ansprechpartnern –, führt das zu einem besseren Gesamtüberleben.” Die zunehmend komplexeren Therapiekonzepte mit Einbindung der ICI und den damit verbundenen neuen Nebenwirkungen verändern auch den therapeutischen Alltag: „Es ist viel interdisziplinäre Kommunikation gefragt, langfristig geht der Trend daher weg von Fachrichtungen und Abteilungen hin zur Zusammenarbeit in onkologischen Teams“, so Bernhardt. irAE können viele Organe betreffen Aufgrund ihres besonderen Wirkmechanismus kann es unter Therapie mit ICI zu verstärkten Immunreaktionen auch gegen Normalgewebe kommen. Dadurch hat ein Wandel des Nebenwirkungsspektrums weg von klassischen Zytostatikaeffekten hin zu autoimmunen Phänomenen stattgefunden [16–19]. Die Pathogenese dieser so genannten immunvermittelten Nebenwirkungen („immune-related adverse events“; irAE) ist komplex, im Vordergrund stehen laut Bernhardt insbesondere die Aktivierung zytotoxischer T- und B-Zellen, die sich gegen gesundes Gewebe richten und Autoimmunphänomene auslösen [16–19]. Prinzipiell können daher irAEs in allen Organen auftreten; am häufigsten betroffen sind die Haut (Ausschlag, Pruritus) und das Kolon mit immunassoziierter Kolitis und Diarrhöen [16–19]. Auch die Leber (Hepatitis), endokrine Organe (Hypophysitis, Thyreoiditis), die Lunge (Pneumonitis) sowie die Niere (Nephritis) können Ziel einer Autoimmunreaktion unter ICI sein. Nach ihrer Schwere werden irAEs anhand der Klassifikation der Common Terminology Criteria for Adverse Events (CTCAE) in fünf Schweregrade eingeteilt [19, 20]. Zu berücksichtigen sei laut Bernhardt zudem der charakteristische Verlauf bezüglich des zeitlichen Auftretens der verschiedenen Nebenwirkungen unter ICI [17–19, 21, 22]. So finden sich Erscheinungen an der Haut typischerweise eher zeitnah nach Therapiebeginn (ca. 3–4 Wochen), gefolgt von gastrointestinalen Nebenwirkungen (5–6 Wochen), während mit hepatischen und endokrinologischen Effekten eher später zu rechnen ist. Generell können irAEs aber nicht nur während, sondern auch erst nach dem Ende einer Therapie – manchmal Monate bis zu einem Jahr – auftreten („delayed immune-related events“; DIRE). Umfassende Aufklärung essenziell Die meisten der irAEs sind leichten Schweregrads, nichtsdestotrotz müssen schwerwiegende Verläufe rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt werden [17–19]. Dies sei laut Bernhardt aber unter Umständen erschwert, da häufig der Beginn lediglich mit unspezifischen Symptomen einhergeht, die sich differenzialdiagnostisch oft nur schwer von chemotherapie- oder malignomassoziierten Beschwerden abgrenzen lassen. Daher gilt auch hier: Kommunikation ist alles, denn „50% aller immunvermittelten Nebenwirkungen lassen sich anhand von Fragen ermitteln, ohne dass die Erhebung von Laborwerten erforderlich ist“, betonte Bernhardt [23]. Essenziell im Toxizitätsmanagement ist eine umfassende Aufklärung von Patientinnen und Patienten und ihrer Angehörigen sowie des Pflegepersonals und der Hausärztin/des Hausarztes über mögliche irAEs. Ein weiterer Eckpfeiler sei laut Bernhardt die interdisziplinäre Kommunikation, deren Grundlage eine gute Organisation sei. „Hilfreich sind dabei interdisziplinäre Standard Operating Procedures (SOP) ebenso wie die klare Definition von internen Zuständigkeiten und Prozederes in der Versorgung und Nachsorge, um beispielsweise Fehler beim Ausschleichen der Kortisontherapie zu vermeiden“, wie Bernhardt hervorhob. Darüber hinaus trägt eine profunde und engmaschige Überwachung der Therapie dazu bei, mögliche Toxizitäten zeitnah zu entdecken. Grundlagen des Managements von irAE Mittlerweile ist das Nebenwirkungsspektrum unter ICI-Therapie dank umfangreicher Studiendaten gut bekannt und mit Hilfe interdisziplinär erarbeiteter Therapiealgorithmen in verschiedenen Leitlinien europäischer und internationaler Fachgesellschaften in der Regel gut beherrschbar [18, 19]. Der frühzeitige und konsequente Einsatz von Glukokortikosteroiden ermöglicht in der Mehrheit der Fälle der irAEs eine Symptomkontrolle und Rückbildung der Beschwerden. Das Management richtet sich zwar nach dem betroffenen Organsystem, generell wird jedoch ab einem moderaten CTCAE-Schweregrad (≥2) empfohlen, die ICI-Therapie zu pausieren und systemische Glukokortikoide einzusetzen [18, 19]. Diese sollten, wie bei Glukokoritkoiden üblich, bei längerer Anwendung über einen Zeitraum von 4-6 Wochen ausgeschlichen werden. [18]. Bei längerer Immunsuppression ist ggf. zusätzlich eine Antibiose zur Prophylaxe opportunistischer Infektionen zu erwägen. IMFINZI® 50 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung Wirkstoff: Durvalumab. Verschreibungspflichtig. Zus.: Jeder ml Konzentrat enth. 50 mg Durvalumab. 1 Durchstechfl. mit 2,4 ml enth. 120 mg Durvalumab. 1 Durchstechfl. mit 10 ml enth. 500 mg Durvalumab. Sonst. Bestandt.: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Trehalose-Dihydrat (Ph.Eur.), Polysorbat 80, Wasser für Injektionszwecke. Anw.: NSCLC: IMFINZI ist angezeigt als Monoth. zur Behandl. d. lokal fortgeschritt., inoper. NSCLC bei Erw., deren Tumoren PD-L1 in ≥ 1% d. Tumorzellen exprimieren u. deren Krankheit nach einer pt-basierten Radiochemoth. nicht fortgeschritten ist. IMFINZI in Komb. mit Tremelimumab u. einer pt-basierten Chemoth. ist angezeigt bei Erw. zur Erstlinienbehandl. d. metastasierten NSCLC ohne sensibilisierende EGFR-Mutationen od. ALK-positive Mutationen. SCLC: IMFINZI in Komb. mit Etoposid u. entweder Carboplatin od. Cisplatin ist angezeigt bei Erw. zur Erstlinienbehandl. d. ES-SCLC. BTC: IMFINZI in Komb. mit Gemcitabin u. Cisplatin ist angezeigt bei Erw. zur Erstlinienbehandl. nicht resezierb. od. metastasierter biliärer Tumore. HCC: IMFINZI in Komb. mit Tremelimumab ist angezeigt bei Erw. zur Erstlinienbehandl. d. fortgeschritt. od. nicht resezierb. HCC. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen d. Wirkstoff od. e. d. sonst. Bestandt.. Nebenw.: Imfinzi als Monoth.: Sehr häufig: Infekt. d. oberen Atemwege, Hypothyreose, Husten/produktiver Husten, Diarrhö, Abdominalschmerzen, Hautausschl., Pruritus, Arthralgie, Pyrexie. Häufig: Pneumonie, Influenza, orale Candidose, Infekt. v. Zähnen u. oralen Weichteilen, Hyperthyreose, Pneumonitis, Dysphonie, Aspartataminotransferase erhöht od. Alaninaminotransferase erhöht, Nachtschweiß, Myalgie, erhöhter Kreatininspiegel im Blut, Dysurie, periph. Ödem, infusionsbez. Reakt.. Gelegentl.: Thyreoiditis, Nebenniereninsuff., interstit. Lungenerkrank., Kolitis, Pankreatitis, Hepatitis, Dermatitis, Psoriasis, Myositis, Nephritis. Selten: Immunthrombozytopenie, Typ-1-Diabetes-mell., Hypophysitis/Hypophyseninsuff., Diabetes insipidus, Myasthenia gravis, Meningitis, Myokarditis, Pemphigoid, Polymyositis, nichtinfektiöse Zystitis. Nicht bekannt: nichtinfektiöse Enzephalitis, Guillain-Barré-Syndr., transverse Myelitis. IMFINZI in Komb. mit Chemoth.: Sehr häufig: Anämie, Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie, vermind. Appetit, Husten/produktiver Husten, Diarrhö, Abdominalschmerzen, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Aspartataminotransferase erhöht od. Alaninaminotransferase erhöht, Hautausschl., Alopezie, Pruritus, Pyrexie, Fatigue. Häufig: Pneumonie, Infekt. d oberen Atemwege, febrile Neutropenie, Panzytopenie, Nebenniereninsuff., Hyperthyreose, Hypothyreose, periph. Neuropathie, Pneumonitis, Stomatitis, Hepatitis, Dermatitis, Myalgie, Arthralgie, erhöhter Kreatininspiegel im Blut, Dysurie, periph. Ödem, infusionsbez. Reakt.. Gelegentl.: orale Candidose, Influenza, Infekt. v. Zähnen u. oralen Weichteilen, Thyreoiditis, Typ-1-Diabetes-mell., interstiti. Lungenerkrank., Dysphonie, Kolitis, Pankreatitis, Pemphigoid, Nachtschweiß, Psoriasis. IMFINZI in Komb. mit Tremelimumab 75 mg u. pt-basierter Chemoth.: Sehr häufig: Infekt. d. oberen Atemwege, Pneumonie, Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Hypothyreose, vermind. Appetit, Husten/produktiver Husten, Übelkeit, Diarrhö, Verstopfung, Erbrechen, Aspartataminotransferase erhöht/Alaninaminotransferase erhöht, Alopezie, Hautausschl., Pruritus, Arthralgie, Fatigue, Pyrexie. Häufig: Influenza, orale Candidose, febrile Neutropenie, Panzytopenie, Hyperthyreose, Nebenniereninsuff., Hypophyseninsuff./Hypophysitis, Thyreoiditis, periph. Neuropathie, Pneumonitis, Dysphonie, Stomatitis, erhöhte Amylase, Abdominalschmerzen, erhöhte Lipase, Kolitis, Pankreatitis, Hepatitis, Myalgie, erhöhter Kreatininspiegel im Blut, Dysurie, periph. Ödem, infusionsbez. Reakt.. Gelegentl.: Infekt. v. Zähnen u. oralen Weichteilen, Immunthrombozytopenie, Diabetes insipidus, Typ-1-Diabetes-mell., Enzephalitis, Myokarditis, interstit. Lungenerkrank., Dermatitis, Nachtschweiß, Pemphigoid, Myositis, Polymyositis, Nephritis, nichtinfektiöse Zystitis. Nicht bekannt: Myasthenia gravis, Guillain-Barré-Syndr., Meningitis, Perforation d. Darms, Perforation d. Dickdarms. IMFINZI in Komb. mit Tremelimumab 300 mg: Sehr häufig: Hypothyreose, Husten/produktiver Husten, Diarrhö, Abdominalschmerzen, Aspartataminotransferase erhöht/Alaninaminotransferase erhöht, Hautausschl., Pruritus, Pyrexie, periph. Ödem. Häufig: Infekt. d. oberen Atemwege, Pneumonie, Influenza, Infekt. v. Zähnen u. oralen Weichteilen, Hyperthyreose, Thyreoiditis, Nebenniereninsuff., Pneumonitis, erhöhte Lipase, erhöhte Amylase, Kolitis, Pankreatitis, Hepatitis, Dermatitis, Nachtschweiß, Myalgie, erhöhter Kreatininspiegel im Blut, Dysurie, infusionsbez. Reakt.. Gelegentl.: orale Candidose, Hypophyseninsuff./Hypophysitis, Myasthenia gravis, Meningitis, Myokarditis, Dysphonie, interstit. Lungenerkrank., Pemphigoid, Myositis, Polymyositis, Nephritis. Nicht bekannt: Immunthrombozytopenie, Diabetes insipidus, Typ-1-Diabetes-mell., Guillain-Barré-Syndr., Enzephalitis, Perforation d. Darms, Perforation d. Dickdarms, nichtinfektiöse Zystitis. Weitere Hinw.: s. Fachinformation. Pharmazeutischer Unternehmer: AstraZeneca GmbH, Friesenweg 26, 22763 Hamburg, E-Mail: azinfo@astrazeneca.com, www.astrazeneca.de, Servicehotline für Produktanfragen: 0800 22 88 660. Stand: 04/2023. DE-57645/2023 Literatur Griesinger F et al., Onkopedia-Leitlinie NSCLC, Stand: November 2022 https://www.krebsgesellschaft.de/jahresberichte.html (letzter Aufruf: 17.08.2023) Antonia SJ et al., N Engl J Med 2017, 377:1919–1929 S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms, Version 2.2, Juli 2023, AWMF-Registernummer: 020–007OL Spigel DR et al., J Clin Oncol 2022, 40:1301–1311 Ettinger DS et al., J Natl Compr Canc Netw 2023, 21:340–350 Fachinformation IMFINZI®, Stand April 2023 Girard N et al., Ann Oncol 2022, 16(suppl_1):100102–100102 Garassino MC et al., J Thorac Oncol 2022, 17:1415–1427 Nestle U et al., Lancet Oncol 2020, 21:581–592 Gkika E et al., Radiother Oncol 2021, 163:32–38 Craddock M et al., J Thorac Oncol 2023, 18:57–66 Eichkorn T et al., Front Oncol 2020, 10:586449 Denis F et al., J Natl Cancer Inst 2017, 109 Temel JS et al., N Engl J Med 2010, 363:733–742 Lee DJ et al., Curr Cardiol Rep 2021, 23:98 Braun S et al., Nephrologe 2020, 15:191–204 Schneider BJ et al., J Clin Oncol 2021, 39:4073–4126 Haanen J et al., Ann Oncol 2022, 33:1217–1238 https://ctep.cancer.gov/protocoldevelopment/electronic_applications/ctc.htm (letzter Aufruf: 17.08.2023) Weber JS et al., J Clin Oncol 2017, 35:785–792 Fay AP et al., Cancer Care 2016, 1:89–97 Griewing LM et al., BMC Cancer 2021, 21:314 Impressum „Inoperables NSCLC Stadium III – Jetzt und in Zukunft“ Symposium anlässlich des 29. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), Kassel, 23.06.2023 Bericht: Abdol A. Ameri, Weidenstetten Artikel gedruckt in „Strahlentherapie und Onkologie“ Band 199, Heft 10, Oktober 2023 Mit freundlicher Unterstützung der AstraZeneca GmbH, Hamburg Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Tobias Berenz Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: Inoperables NSCLC Stadium III - Durch Radiochemo-Immuntherapie mit Durvalumab Kuration möglich

Die Highlights vom Kongress des American College of Cardiology 2024

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten