Erschienen in:
11.03.2022 | Magnetresonanztomografie | Leitthema
Schmerzmodulation durch Ausdauersport
verfasst von:
Maria Geisler, Apl. Prof. Dr. Thomas Weiß
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Die subjektive Wahrnehmung von Schmerz und die Fähigkeit, diesen zu modulieren, unterscheidet sich sehr stark zwischen Personen. (Ausdauer‑)Sport stellt dabei eine Möglichkeit dar, die Wahrnehmung von Schmerz sowohl kurzfristig während bzw. nach einer einzelnen Sportsession (sportbedingte Hypoalgesie) als auch langfristig durch regelmäßiges Training zu beeinflussen. Eine Reihe von Studienergebnissen deutet darauf hin, dass endogene Opioide und endogene Cannabinoide an der Entstehung der sportbedingten Hypoalgesie beteiligt sind. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Ausdauersporttreibende physikalisch identische noxische Reize generell als weniger schmerzhaft empfinden und einen größeren konditionierten Schmerzmodulationseffekt (CPM-Effekt) als Nichtsporttreibende aufweisen, wobei die Differenz mit höherem wöchentlichen Trainingsumfang bei den Ausdauersporttreibenden steigt. Diese beiden letztgenannten Tatsachen sprechen dafür, dass Ausdauersporttreibende ein effizienteres endogenes Schmerzinhibitionssystem im Vergleich zu Nichtsporttreibenden besitzen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden erstmals die neuronalen Mechanismen der veränderten Schmerzwahrnehmung bei Ausdauersporttreibenden mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie betrachtet. Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass Ausdauersporttreibende nicht nur über subjektive Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung berichten, sondern auch eine veränderte neuronale Schmerzverarbeitung besitzen. Inwieweit (Ausdauer‑)Sport eine mögliche Strategie sein kann, um der Chronifizierung von Schmerzen präventiv entgegenzuwirken, sollte in Längsschnittstudien weiter erforscht werden.