HbA1c-Wert sagt Abfall der Nierenfunktion voraus

Am Wert des HbA1c lässt sich ablesen, wie rasch mit einem Rückgang der glomerulären Filtrationsrate zu rechnen ist. Das gilt bereits in Bereichen, in denen die Personen noch nicht an Diabetes erkrankt sind. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Glykiertes Hämoglobin in Form von HbA1c ist ein Endprodukt fortgeschrittener, nicht enzymatischer Verzuckerung (Advanced Glycation Endproduct, AGE). Die Akkumulation solcher AGE erleichtert die Entstehung mikro- und makrovaskulärer Komplikationen wie etwa der angiopathischen diabetischen Nephropathie. Viele Studien haben den Zusammenhang zwischen dem Anteil des HbA1c und dem Risiko für eine chronische Nierenerkrankung untersucht, meist allerdings anhand der Gegenüberstellung von Subgruppen von Personen mit und ohne Diabetes. Eine Forschungsgruppe um Frederic Arnold von der Universität Freiburg hat nun in einer retrospektiven Studie mit Daten von mehr als 19.000 Personen, median 60 Jahre alt, die Assoziation der HbA1c-Werte mit dem Abfall der Nierenfunktion unabhängig von der Diagnose eines Diabetes mellitus analysiert. Primär ging es dabei um das Auftreten moderater Niereninsuffizienz mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) unter 60 ml/min/1,73 m2 bei Personen mit ursprünglich normaler Nierenfunktion. Sekundär war die Progression zu einer eGFR von unter 30 ml/min/1,73 m2 von Interesse, ausgehend von Werten zwischen 30 und 60 ml/min/1,73 m2. Der langsamste Abfall der Nierenfunktion war bei Personen zu verzeichnen, deren HbA1c zu Beginn bei unter 5,7% gelegen hatte. Bis zum Auftreten einer moderaten Nierenschwäche vergingen in dieser Gruppe im Mittel 15,9 Jahre. Lag das HbA1c im prädiabetischen Bereich von 5,7%–6,5%, dauerte es 14,5, bei einem HbA1c von 6,5%–8,5% im Mittel 11,1 Jahre, bis die eGFR unter 60 ml/min/1,73 m2 gesunken war. Mit HbA1c-Werten über 8,5% verkürzte sich diese Spanne auf 8,3 Jahre. HbA1c ist ein Haupttreiber für chronische Nierenerkrankung Für den sekundären Endpunkt der eGFR-Reduktion vom moderat insuffizienten Bereich zu einer eGFR von unter 30 ml/min/1,73 m2 bestand kein Unterschied für die HbA1c-Bereiche von unter 5,7% und 5,7%–6,5%. Für die Gruppen mit höheren HbA1c-Werten war indessen ein signifikant beschleunigter Abfall festzustellen: Für Personen mit HbA1c-Ausgangswerten von weniger als 5,7% betrug die Zeitdauer 9,3 Jahre, verglichen mit 5,8 Jahren für Personen mit einem HbA1c von 8,5% oder höher. „Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Ausgangswert des HbA1c es erlaubt hat, die Ergebnisse für die Nierenfunktion auf lange Sicht hochzurechnen“, resümieren Arnold und Kollegen ihre Befunde. Dies habe sich in der multivariablen Analyse unter Abgleich der Variablen HbA1c, Geschlecht, Alter, eGFR und Blutlipidspiegel (Cholesterin, Triglyzeride) bestätigt. Auch hier sei der HbA1c-Anteil ein Haupttreiber für die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung gewesen. Relevante Effekte seien bereits im prädiabetischen Wertebereich zu beobachten gewesen. Einige wichtige Daten waren für die Analyse jedoch nicht verfügbar, etwa Körpergewicht, Blutdruck, Grunderkrankungen, Mortalität, Blutzucker-senkende Medikation und Folgewerte des HbA1c. Daher war es auch nicht möglich, definitive Schlüsse zu ziehen, wie sich eine Therapie zur Senkung des Blutzuckers auf die Nierenfunktion auswirkt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hängt der HbA1c-Wert mit dem Abfall der Nierenfunktion zusammen? Antwort: Höhere HbA1c-Werte sprechen für einen rascheren Abfall der Nierenfunktion. Dies gilt bereits im prädiabetischen HbA1c-Bereich. Bedeutung: Der Ausgangswert des HbA1c hat es in der vorliegenden Studie erlaubt, die Ergebnisse für die Nierenfunktion auf lange Sicht hochzurechnen. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv angelegt, einige wichtige Daten, wie etwa zu Körpergewicht oder Blutdruck, lagen nicht vor.

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