Erschienen in:
11.04.2022 | Originalien
Interdisziplinäres multimodales Assessment
Frühzeitige Diagnostik zur Verhinderung chronischer Schmerzen
verfasst von:
Dr. med. Kay Niemier, Dr. Gabriele Lindena, Dr. Anke Preißler
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 2/2022
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Zusammenfassung
Schmerz, ob akut oder chronisch, ist ein komplexes Problem. Für chronische Schmerzen hat sich aufgrund dieser Komplexität die interdisziplinäre multimodale Diagnostik als Instrument zur weiteren Therapiesteuerung etabliert. Für akute/subakute Schmerzen steht eine entsprechende Diagnostik nicht zur Verfügung. In der Folge werden komplexe und chronifizierungsgefährdete Schmerzsyndrome oft nicht erkannt, es resultieren lange, kostenintensive und frustrane Leidenswege von Patienten. Im Rahmen des vom Innovationsfonds geförderten Projekt PAIN2020 wird erstmals ein interdisziplinäres multimodales Assessment (IMA) als neue Versorgungsform für Patienten mit akuten/subakuten chronifizierungsgefährdeten Schmerzen evaluiert. Im IMA werden die verschiedenen Befundebenen von Schmerzen durch ein interdisziplinäres Team evaluiert und in befundgerechte Therapieempfehlungen umgesetzt. Das Schmerz- und Rückenzentrum am Westmecklenburg Klinikum Helene von Bülow hat als eins von 28 Zentren an dieser deutschlandweiten Studie teilgenommen und 64 Patienten eingeschlossen. Neben den bereits in der Versorgungslandschaft etablierten Therapien wurde 13 Patienten ein neuartiges berufsbegleitendes multimodales Therapieprogramm empfohlen. Aufgrund der im Assessment festgestellten hohen Chronifizierung wurde bei 36 Patienten eine Empfehlung für eine stationäre bzw. teilstationäre multimodale Schmerztherapie empfohlen. Der hohe Aufwand für ein IMA erscheint auch für die Patienten mit akuten/subakuten Schmerzen mit Chronifizierungsrisiko gerechtfertigt. Das Format von berufsbegleitenden multimodalen Therapieprogrammen erfordert eine weitere wissenschaftliche Evaluation.