Erschienen in:
01.02.2024 | Geriatrische Onkologie | Einführung zum Thema
Editorial zum Heft „Geriatrische Onkologie“ in Die Onkologie
verfasst von:
Prof. Dr. Carsten Bokemeyer, Heinz Schmidberger
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 2/2024
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Auszug
Der Terminus „geriatrische Onkologie“ oder auch „Krebs bei älteren Patient:innen“ lässt uns zunächst an eine spezialisierte Subgruppe denken, die uns im Alltag als behandelnde Onkolog:innen nicht wirklich betrifft. Doch in der Realität hat uns die Frage nach der optimalen Behandlung älterer Krebspatient:innen schon lange in vollem Umfang erreicht, ganz gleich, welchen Terminus wir hierfür verwenden. Die Bezeichnung „ältere Krebspatient:innen“ insinuiert, es gäbe ein spezifisches Alter, ab dem etwas anders ist, oder eine umfassende Behandlungsform für geriatrische Onkologie, die in ihren Behandlungsprinzipien klar definiert ist. In Wirklichkeit aber haben wir es mit einem Kontinuum zu tun: Die ältere Population wächst stetig, der demografische Wandel ist längst im Gange und das Management älterer Krebspatient:innen ist äußerst komplex, da sie besonders heterogen sind, der Funktionsstatus unabhängig vom Alter erhebliche Unterschiede aufweist und ebenso die Organreserve und die persönlichen Werte und Präferenzen älterer Patient:innen in eine mögliche onkologische Behandlung einfließen. Mittlerweile gibt es viele klinische Studien, in denen ältere Krebspatient:innen ähnlich wie die jüngeren behandelt werden konnten. Aber in der Summe sind die älteren Krebspatient:innen in Studien beträchtlich unterrepräsentiert, und diejenigen, die in klinische Studien eingeschlossen werden, sind natürlich grundsätzlich fitter, haben weniger Komorbiditäten und geringere Organeinschränkungen für eine Behandlung. Dies alles führt zu einer doch weiterhin bestehenden Unsicherheit, wie ältere Krebspatient:innen in der täglichen Praxis am besten behandelt werden sollen. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass ein Großteil älterer Krebspatient:innen gar nicht in spezialisierte onkologische Obhut kommt, sondern oftmals die Diagnose Krebs gar nicht gestellt wird, oder es wird bei Stellung der Diagnose, ohne das Potenzial der Behandlung auszuloten, bereits auf „Nichtbehandlung“ entschieden, sei es durch die Patient:innen selbst oder durch ihre Betreuer:innen. …