Zusammenfassung
Die Mehrzahl der klinischen Studien kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen ein geringeres Risiko haben, an einer Sepsis zu erkranken, und im Falle der Manifestion einer Sepsis zeigen Frauen eine bessere Prognose. Diese Geschlechts- („Gender-“) unterschiede scheinen bereits im prä- bzw. postpubertären Kindes- und Jugendalter vorzuliegen. Grundlagen für den sexuellen Dimorphismus der Immunantwort, der wohl auch für diese Geschlechtsunterschiede im Zusammenhang mit einer Sepsis verantwortlich ist, sind Rezeptoren für Sexualhormone, die sich auf Zellen des Immunsystems nachweisen lassen. Genpolymorphismen von Inflammationsmediatoren – z. B. Tumornekrosefaktor (TNF) – scheinen ebenfalls geschlechtsspezifisch die Prognose von Sepsispatienten beeinflussen zu können. Dehydroepiandrosteron (DHEA, bindet an Östrogenrezeptoren), Östrogenrezeptor-β-Agonisten und der Androgenrezeptorantagonist Flutamid werden experimentell und klinisch als protektive Ansätze bei Männern in der Sepsis getestet.