Effektivität von Vedolizumab bei CED

Daten der LISTEN-II-Studie, die beim ECCO-Kongress 2023 vorgestellt wurden, bestätigten die Effektivität von Vedolizumab (VDZ) im klinischen Alltag bei der Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). In der Zwischenanalyse war unter dem α4β7-Integrin-Antagonisten die Krankheitsschwere bei neu auf VDZ eingestellten Patientinnen und Patienten zurückgegangen, außerdem verbesserten sich die elektronisch erfassten Patient-Reported-Outcomes (ePROs) bei Teilnehmenden mit Colitis ulcerosa [1]. Eine weitere Studie bestätigte die positiven Effekte von Vedolizumab bei chronischer Pouchitis [2]. LISTEN II ist eine multizentrische, prospektive, nicht interventionelle Studie, die in Deutschland durchgeführt wurde. Eingeschlossen waren Erwachsene mit Colitis ulcerosa (CU) oder Morbus Crohn (MC), bei denen eine intravenöse (i.v.) VDZ(Entyvio®a)-Therapie initiiert wurde (Beginner) oder eine bestehende VDZ-Therapie von der i.v. auf die subkutane (s.c.) Applikationsform umgestellt wurde (Switch-Gruppe) [1, 3, 4]. Zwischenanalyse erfasst Krankheitsaktivität und ePROs In LISTEN II wurden Daten zu Patientencharakteristika, Modalitäten der VDZ-Anwendung und Krankheitsaktivität – bestimmt mit dem partiellen (p)Mayo-Scoreb bei CU bzw. dem Harvey-Bradshaw-Index (HBI) bei MC – über ein Jahr alle drei Monate im Praxisalltag erhoben. Darüber hinaus wurden die von den Patientinnen und Patienten berichteten Ergebnisse (Patient-Reported-Outcomes; PROs), die in der vorangegangenen LISTEN-I-Studie als relevant bestätigt wurden (Kasten), über eine App (ePRO) wöchentlich erfasst [1, 5]. Welche PROs (Patient-Reported-Outcomes) sind besonders relevant? Die LISTEN-I-Studie evaluierte mit Hilfe einer Online-Querschnittsbefragung, welche PRO-Elemente für Patientinnen und Patienten mit CED besonders relevant sind [5]. An der Befragung nahmen jeweils 60 Patientinnen und Patienten mit MC bzw. CU teil. Ergebnis: Bei MC waren Stuhldrang und Schmerzen die relevantesten Symptome, wobei deren Relevanz ähnlich eingeschätzt wurde. Auch bei CU war der Stuhldrang das wichtigste Symptom, gefolgt von der Häufigkeit des Stuhlgangs. In beiden Patientengruppen beeinträchtigen die Symptome insbesondere das allgemeine Wohlbefinden und soziale Aktivitäten [5]. In die beim ECCO 2023 vorgestellte Zwischenanalyse wurden 198 Betroffene mit CU (50% weiblich, mediane Krankheitsdauer 6,0 Jahre) und 116 mit MC (56% weiblich, mediane Krankheitsdauer 10,9 Jahre) eingeschlossen. Das Durchschnittsalter lag bei 40 Jahren. 164 Teilnehmende mit CU und 98 mit MC waren VDZ-Beginner, 34 mit CU und 18 mit MC wechselten von der i.v- auf die s.c.-Gabe [1]. Deutlicher Rückgang von pMayo-Score und HBI Weit über die Hälfte (61%) der VDZ-Beginner mit CU wiesen zu Studienbeginn eine hohe Krankheitslast (pMayo >4) auf, dieser Anteil war nach drei Monaten auf 18% gesunken. Bei VDZ-Beginnern mit MC hatten 30% zu Studienbeginn eine hohe Krankheitslast (HBI >7), nach drei Monaten waren es nur noch 11%. In diesem Zeitraum sank der mittlere pMayo-Gesamtwert bei Teilnehmenden mit CU von 4,9 auf 2,5 (Beginner) bzw. blieb konstant bei 1,0 (Switch). Bei Teilnehmenden mit MC ging der mittlere HBI-Gesamtwert von 5,8 auf 3,4 (Beginner) bzw. von 3,5 auf 2,8 (Switch) zurück (Abb. 1) [1]. Abb. 1 LISTEN II: mittlerer pMayo-Score bei Colitis ulcerosa (A) sowie mittlerer HBI (Harvey-Bradshaw-Index) bei Morbus Crohn (B) (modifiziert nach [1]) Springer Medizin Verlag GmbH × Die Auswertung der Daten bestätigte die Effektivität von VDZ bei CU und MC: Bei Patientinnen und Patienten, die zu Beginn eine hohe Krankheitsaktivität zeigten und bei denen eine VDZ-Therapie (i.v.) initiiert wurde, ging die Krankheitsaktivität unter der Behandlung zurück. Die Umstellung von VDZ i.v. auf s.c. wurde hauptsächlich bei geringer Krankheitslast unter der VDZ-Therapie durchgeführt, was zu einer gleichbleibenden therapeutischen Effektivität führte [1]. Teilnehmende mit CU, die ePRO nutzten (n=152), berichteten in den ersten drei Behandlungsmonaten einen Rückgang der rektalen Blutungen – die mittlere Punktzahl (Bereich 0–3) sank von 1,3 auf 0,6. Die Beeinträchtigungen des allgemeinen Wohlbefindens (Bereich 0–4) gingen von 1,7 auf 1,3 und die Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität (Bereich 0–10) von 3,7 auf 2,3 Punkte zurück [1]. Vedolizumab bei chronischer Pouchitis Seit 2022 kann VDZ auch bei chronischer Pouchitisc eingesetzt werden [3]. Basis der Zulassungserweiterung waren die Ergebnisse der multizentrischen, randomisierten, placebokontrollierten Phase-IV-Studie EARNEST [6]. In die Studie eingeschlossen waren 102 Erwachsene mit CU und aktiver chronischer Pouchitis nach Proktokolektomie mit IPAA (ileal pouch-anal anastomosis). Sie erhielten randomisiert VDZ i.v. 300mg oder Placebo sowie zusätzlich Ciprofloxacin in den ersten vier Wochen [6]. In Woche 14 erreichten damit 31,4% der Teilnehmenden unter VDZ vs. 9,8% unter Placebo eine mPDAI-Remissiond (p=0,013). Dieser signifikante Vorteil zeigte sich auch in Woche 34. VDZ war Placebo zudem bei der endoskopischen Bewertung sowie bei der Verbesserung im SES-CD (Simple Endoscopic Score for Crohn‘s Disease) überlegen [6]. Mukosaheilung im Fokus In der beim ECCO 2023 vorgestellten Auswertung von EARNEST [2] stand die Mukosaheilung im Mittelpunkt – post-hoc definiert als SES-CD=0 plus PDAI-Histologie-Score ≤1 (keine/schwache polymorphe nukleäre Leukozyteninfiltration und keine Ulzeration). In Woche 14 hatten 7/42 (16,7%) Teilnehmende unter VDZ eine Mukosaheilung erreicht, aber nur eine Person in der Placebogruppe (1/40; 2,5%) (Abb. 2). Alle sieben Teilnehmenden mit Mukosaheilung unter VDZ in Woche 14 waren auch in Woche 14 und 34 in PDAI-Remission. Von den 35 VDZ-Behandelten ohne Mukosaheilung in Woche 14 erreichten jeweils 11/35 (31,4%) in Woche 14 bzw. in Woche 34 eine PDAI-Remission. Für 9/35 (25,7%) wurde dieses Therapieziel in beiden Wochen (14 und 34) verzeichnet [2]. Eine Mukosaheilung war zudem mit einer besseren Kontrolle des Entzündungsmarkers fäkales Calprotectin (FCP) – ≤250μg/g – verbunden, während 40–60% der Patientinnen und Patienten ohne Mukosaheilung einen FCP-Wert >250μg/g aufwiesen [2]. Abb. 2 EARNEST: Mukosaheilung* bei Patientinnen und Patienten mit Colitis ulcerosa und aktiver chronischer Pouchitis (modifiziert nach [2]) Springer Medizin Verlag GmbH × a Vedolizumab ist zugelassen für erwachsene Patienten mit mittelschweren bis schweren aktiven Formen von Colitis ulcerosa/MorbusCrohn, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen [3, 4] b partieller Mayo-Score = umfasst Stuhlfrequenz, rektale Blutungen und ärztliche Beurteilung (ohne Endoskopie) c Vedolizumab ist zugelassen für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer aktiver chronischer Pouchitis, die sich wegen Colitis ulcerosa einer Proktokolektomie, bei der ein ileoanaler Pouch angelegt wurde, unterzogen haben, und auf eine Antibiotikabehandlung nur unzureichend oder gar nicht angesprochen haben [3] d mPDAI (modifizierte Pouchitis Disease Activity Index)-Remission: mPDAI <5 und Reduktion des Gesamtscores ≥2 Punkte vs. Baseline Entyvio® 300mg, Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Entyvio® 108mg Injektionslösung in einer Fertigspritze; Entyvio® 108mg Injektionslösung in einem Fertigpen Wirkstoff: Vedolizumab. Zusammensetzung: Entyvio 300mg, Pulver: Jede Durchstechflasche enthält 300mg Vedolizumab; nach Rekonstitution enthält 1 ml Infusionslösung 60mg Vedolizumab. Sonstige Bestandteile: L-Histidin, L-Histidin-Monohydrochlorid, L-Arginin-Hydrochlorid, Saccharose, Polysorbat 80. Entyvio 108mg Injektionslösung (subkutan): Jede Fertigspritze/jeder Fertigpen enthält 108mg Vedolizumab in 0,68ml. Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat, Natriumcitrat-Dihydrat, L-Histidin, L-Histidin-Monohydrochlorid, L-Arginin-Hydrochlorid, Polysorbat 80, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Colitis ulcerosa: Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen. Morbus Crohn: Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerem bis schwerem aktiven Morbus Crohn, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen. Pouchitis (nur Entyvio 300mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung): Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver chronischer Pouchitis, die sich wegen Colitis ulcerosa einer Proktokolektomie, bei der ein ileoanaler Pouch angelegt wurde, unterzogen haben, und auf eine Antibiotikabehandlung nur unzureichend oder gar nicht angesprochen haben. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive schwere Infektionen wie Tuberkulose, Sepsis, Cytomegalievirus, Listeriose und opportunistische Infektionen, wie z.B. progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML) (siehe Abschnitt 4.4 Fachinformation). Nebenwirkungen: (Sofern keine gegenteiligen Angaben gemacht werden, basiert die Häufigkeit auf Daten aus klinischen Studien mit intravenöser Verabreichung.) Sehr häufig: Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Arthralgie; Häufig: Bronchitis, Gastroenteritis, Infektionen der oberen Atemwege, Grippe, Sinusitis, Pharyngitis, Parästhesie, Hypertonie, oropharyngeale Schmerzen, verstopfte Nase, Husten, anale Abszesse, Analfissur, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung, aufgeblähter Bauch, Blähungen, Hämorrhoiden, rektale Blutungen*, Hautausschlag, Juckreiz, Ekzem, Erythem, Nachtschweiß, Akne, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen, Muskelschwäche, Müdigkeit, Schmerzen in den Extremitäten, Fieber, Infusionsbedingte Reaktion* (Asthenie und Brustkorbbeschwerden); zusätzlich für die subkutane Anwendung (Fertigspritze/Fertigpen): Reaktionen an der Injektionsstelle; Gelegentlich: Infektion der Atemwege, Vulvovaginalkandidose, Mundsoor, Herpes Zoster, Follikulitis, Reizungen an der Infusionsstelle (einschl.: Schmerzen und Reizungen an der Einstichstelle), infusionsbedingte Reaktionen, Schüttelfrost, Kältegefühl; Sehr selten: Pneumonie, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktischer Schock, verschwommenes Sehen. Nicht bekannt: Interstitielle Lungenerkrankung. *Berichtet bei Pouchitis. Wechselwirkungen sowie weitere Hinweise: siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. EU-Zulassungsinhaber: Takeda Pharma A/S, Vallensbaek Strand, Dänemark Kontaktadresse d. Pharm. Unternehmens in Deutschland: Takeda GmbH, Byk-Gulden- Straße 2, 78467 Konstanz, Tel.: 0800 8253325, medinfoEMEA@takeda.com. Stand der Information: Januar 2022 Literatur Stallmach A et al., ECCO 2023, Poster P415 Jairath V et al., ECCO 2023, Abstract OP08 Fachinformation Entyvio® 300mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Stand: Januar 2022 Fachinformation Entyvio® 108mg Injektionslösung in einer Fertigspritze/einem Fertigpen, Stand: Oktober 2021 Teich N et al., Crohns Colitis 360 2021, 3:otab050 Travis S et al., J Crohns Colitis 2022, 16(Suppl.1): i004-i005 Impressum „ECCO 2023. Effektivität von Vedolizumab bei CED“ Literaturarbeit Bericht: Monika Walter, München Artikel gedruckt in GASTRONEWS 2/2023 und Die Gastroenterologie 3/2023 Mit freundlicher Unterstützung der Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Teresa Windelen Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: ECCO 2023 - Effektivität von Vedolizumab bei CED

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