Vorbemerkungen
Kann das Human-Enhancement dem Leben seinen Sinn rauben? Tatsächlich haben einige Autoren dafür argumentiert, dass diese Frage bejaht werden muss. Sie meinen, dass alle Techniken, die wir mit dem Enhancement verbinden, mindestens eine Sache gemeinsamen haben: Sie alle haben eine sinnminimierende Kraft, die derart stark ist, dass die Sinnbilanz eines Lebens ernsthaft leidet oder – im Extremfall – sogar negativ ausfallen kann. Diese Kritiklinie bildet den Hauptgegenstand dieses Beitrages. Um sie zu evaluieren, werde ich in drei Schritten vorgehen:
In einem ersten Schritt werde ich den Problemkontext der Kritik noch genauer erläutern, mein Verständnis der Begriffe „Human Enhancement“ und „sinnvolles Leben“ darlegen, insbesondere aber auch einige Einschränkungen der noch sehr allgemein gehaltenen Fragestellung vornehmen. In einem zweiten Schritt werden sodann drei vermeintliche „Sinnräuber“ in den Blick genommen, die in der Literatur diskutiert werden. Hierbei werden zwei Schlussfolgerungen herausgearbeitet: Zum einen wird sich zeigen, dass es nicht sonderlich wahrscheinlich ist, dass die sinnminimierende Kraft der Enhancement-Technologien tatsächlich auftritt. Zum anderen kann der Sinnverlust, insofern er sich dennoch abzeichnet, mit geeigneten Gegenmaßen eingedämmt und gemildert werden. In einem dritten Schritt werden diese Ergebnisse weiter präzisiert, indem einige kritische Nachfragen, aber auch einige noch offene Anschlussfragen erläutert und diskutiert werden.
Problemkontext, Terminologie und Fragestellung
Den Ausgangspunkt dieses Beitrages bildet die Vermutung, dass es eine interessante thematische Verbindung zwischen zwei Diskursen gibt, die nur selten zusammen behandelt werden – die Debatte um das sogenannte Human Enhancement einerseits und um das sinnvolle Leben andererseits.
1 Um einige terminologische Klärungen vorauszuschicken: Der Begriff „Enhancement“ ist semantisch vieldeutig. Ich verstehe darunter im Folgenden eine bewusste Anwendung von technischem und wissenschaftlichem Wissen, um menschliche Fähigkeiten in einer Weise zu verbessern oder neue zu schaffen, sodass diese über der Leistungsfähigkeit von normalen Fähigkeiten liegen, die jemand ohne die Anwendung eines solchen Wissens hätte.
2 Darüber hinaus möchte ich mit den Begriffen „Enhancement“ oder – wie man das Phänomen manchmal auch umschreibt – „Selbstverbesserung“ und „Selbstoptimierung“ nicht bereits aus begriffslogischen Gründen eine positive Bewertung verbinden. Ob es sich tatsächlich um eine positive oder negative Veränderung handelt, soll durch substanzielle Argumente und nicht durch die Semantik entschieden werden. Unter dem „Enhancement Projekt“
3 verstehe ich den Titel für eine Unternehmung, die sich nicht auf einen einzigen Enhancement-Eingriff bezieht, sondern auf eine Reihe von Versuchen, die dem Ziel gewidmet sind, sich selbst zu verbessern. Entsprechend werden auch solche Eingriffe ausgeschlossen, die auf andere ausgerichtet sind (z. B. auf den eigenen Nachwuchs). Weiterhin möchte ich auch nur solche Maßnahmen darunter fassen, bei denen es sich um biomedizinische Eingriffe handelt. Das umfasst Praktiken wie Schönheitsoperationen,
smart drugs, Brain-Maschine-Interfaces und die Implantation von bionischen Gliedmaßen oder KI-Chips.
4
Damit zum Begriff des „sinnvollen Lebens“: Hierbei handelt sich um ein begriffliches Syntagma, das ich aus einem Diskurs übernehme, welcher in der analytischen Philosophie unter dem Titel „Meaning-in-Life“ bekannt geworden ist.
5 Was verstehen die Hauptprotagonisten dieses Diskurses darunter? Das kann recht unterschiedlich sein. Als kleinster gemeinsamer Nenner kann jedoch die Ansicht fungieren, dass das sinnvolle Leben eine eigenständige Wertdimension des individuell guten Lebens darstellt. Das muss nicht heißen, dass der Sinn gar nicht durch andere Wertdimensionen, zum Beispiel durch das Wohlergehen oder die Moral, beeinflusst wird. Wichtig ist jedoch, dass er nicht vollständig durch diese anderen Dimensionen erfasst wird. Es bleibt mithin immer ein gewisser phänomenologischer Rest.
6 Als Beispiele solcher Sinntätigkeiten, die eine gewisse Eigenständigkeit haben, werden von Vertreterinnen etwa Tätigkeiten genannt wie das Schaffen von Kunstwerken, das Aufstellen einer bedeutsamen wissenschaftlichen Theorie oder die Hilfeleistung gegenüber Bedürftigen.
7 Die Forschungsfragen, die an solche Sinntätigkeiten herangetragen werden, sind vielfältig. Dazu gehören metaethische Fragen nach den sprachphilosophischen und ontologischen Grundlagen des Sinnbegriffs, aber auch normativ-ethische, welche die Frage nach den konkreten Sinnquellen oder „Sinnräubern“ des sinnvollen Lebens betreffen.
8 In jedem Fall handelt es sich beim Meaning-in-Life-Diskurs um ein lebhaftes Forschungsfeld, welches – wenn es nicht bereits als etablierter Bestandteil gelten kann – in der Philosophie immer mehr an Aufmerksamkeit gewinnt.
Wie aber können diese beiden Diskurse zusammengebracht werden? Es gibt verschiedene Möglichkeiten.
9 Eine interessante Frage, der ich im Folgenden weiter nachgehen möchte, betrifft den normativen Einfluss, den Enhancement-Eingriffe auf die Sinnbilanz eines Lebens haben könnten. Oder noch etwas genauer: Mich interessiert vor allem der
negative Einfluss. Lassen sich im Enhancement-Projekt möglicherweise einige Faktoren ausmachen, welche die Sinnbilanz eines Lebens erheblich herabstufen können? Um an dieser Stelle eine Einschränkung vorzunehmen: Im Rahmen einer solchen Fragestellung kann ich nicht alle potenziellen „Sinnräuber“ in den Blick nehmen. Ich werde mich daher auf eine einzige, aber sehr traditionelle Klasse von Gesichtspunkten beschränken, die häufig unter dem Begriff „Wohlergehen“ zusammengefasst werden.
10 Als Sammelbegriff bezieht sich das Wohlergehen, wie der Name schon sagt, auf das menschliche Wohl. Es beinhaltet all diejenigen Dinge, die nicht für andere, sondern
nur für das Individuum gut sind. Inhaltlich kann die Bestimmung heterogen ausfallen. Von Derek Parfit stammt etwa eine klassische, aber immer noch häufig verwendete Unterteilung in hedonistische Theorien, Wunschtheorien und Objektive-Listen-Theorien.
11 Um die Kernthesen anzudeuten: Eine hedonistische Theorie behauptet im Wesentlichen, dass das Wohlergehen durch bestimmte, positive mentale Zustände beschrieben werden kann. Eine Wunschtheorie vertritt die These, dass unser Wohlergehen durch Wünsche und deren Erfüllung gekennzeichnet ist. Und eine Objektive-Listen-Theorie meint, dass es bestimmte von subjektiven Einstellungen unabhängige Gegenstände unseres Handelns sind, die das menschliche Wohl charakterisieren. Nun ist mir nicht so wichtig, ob Parfit damit eine hinreichende Systematik liefert. Wichtiger ist, dass dadurch der Begriff des Wohlergehens für die weiteren Zwecke des Beitrages verständlicher wird und eine schärfere Kontur bekommt. Wenn ich im Weiteren davon spreche, dass es bestimmte sinnminimierende Aspekte gibt, dann meine ich damit ausschließlich solche, die das Wohlergehen betreffen, also
für das Individuum gut sind; das können zum Beispiel – wie Parfit meint – seine hedonischen Zustände, seine erfüllten Wünsche oder ein realisiertes objektives Gut sein; es können aber auch, wenn man eine andere Theorie zugrunde legt, noch zusätzliche oder ganz andere Dinge sein. Diejenigen sinnminimierenden Faktoren, die im Folgenden eine Rolle spielen, werden sich – wie noch veranschaulicht wird – indes gut in das Parfit’sche Schema einordnen lassen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese und weitere Aspekte des Wohlergehens nicht
irgendeine mögliche Facette des sinnvollen Lebens darstellen. Nahezu alle Autorinnen und Autoren in der Meaning-in-Life-Debatte gehen davon aus, dass ein oder mehrere Aspekte des Wohlergehens notwendige Bedingungen für Sinn darstellen.
12 Das muss nicht bedeuten, dass nicht noch weitere Aspekte hinzutreten müssen, die nichts mit dem Wohlergehen zu tun haben, um ein Leben in vollwertiger Weise sinnvoll zu machen. Ebenso wenig ist damit die These verbunden, dass es sich beim Wohlergehen um das wichtigste Kernelement handelt. Es wird lediglich behauptet: Wenn wir ein sinnvolles Leben führen wollen, dann muss ein Aspekt des Wohlergehens darin auch eine Rolle spielen, weil sonst die Minimalbedingungen für Sinn nicht erfüllt sind.
Um zum Abschluss noch zwei methodische Einschränkungen diese Beitrages zu erwähnen: Zum einen werde ich ausschließlich die sinnminimierende Kraft von Gesichtspunkten des Wohlergehens untersuchen, die dem Anspruch nach einen
direkten Einfluss auf den Sinn haben. Solche, die das erst über einen Umweg tun (z. B. über gesellschaftliche oder soziale Bedingungen) werden außer Acht gelassen. Zum anderen werde ich nicht infrage stellen, ob die zu prüfenden Aspekte tatsächlich die sinnminimierende Kraft besitzen, wie die jeweiligen Autoren behaupten. Das würde in eine Diskussion darüber führen, welche Inhalte für das sinnvolle Leben überhaupt relevant sind und welche nicht. Diese Debatte möchte ich an dieser Stelle aussparen.
13 Stattdessen möchte ich zugunsten der Kritiker des Enhancement-Projekts voraussetzen, dass die jeweiligen Gesichtspunkte tatsächlich sinnminimierend wirken können, und prüfen, ob es plausibel erscheint, diese mit dem Enhancement-Projekt in Verbindung zu bringen. Mit anderen Worten: Es geht mir nicht um die Frage, ob einige Aspekte des Wohlergehens tatsächlich potenzielle „Sinnräuber“ sind, sondern – wenn wir das einmal zugestehen – um die Frage, ob das für das Enhancement-Projekt überhaupt ein Problem darstellt.
Zusammenfassung, kritische Nachfragen und Ausblick
Der Anspruch dieses Beitrages bestand darin zu prüfen, ob das Enhancement-Projekt einen negativen Einfluss auf das sinnvolle Leben haben könnte. Dafür wurde eine bestimmte Gruppe von Sinnträgern, die dem eigenen Wohlergehen zuzuordnen sind, herangezogen. Hierbei hat sich gezeigt, dass die geprüften Aspekte des Wohlergehens die Sinndimension eines Lebens nicht bedrohen, geschweige denn, ein Leben sinnlos machen können. Das liegt vor allem an zwei Gründen: Zum einen erscheint es unwahrscheinlich, dass die dafür notwendigen Effekte eintreten. Es scheint wenig plausibel zu sein, dass zum Beispiel das Enhancement-Projekt zu einer dauerhaften Unzufriedenheit mit sich selbst und der umgebenden Welt führt oder einen negativen Einfluss auf den eigenen Charakter hat; zum anderen kann die sinnminimierende Kraft, wenn sie tatsächlich auftreten sollte, durch eine Anpassung des Enhancement-Projekts abgemildert werden. Der Verfechter des Enhancement-Projekts ist den Vorwürfen, dass möglicherweise Leidgefühle (z. B. Konfusion, Bedauern und Schuld) auftreten könnten oder die eigene Lebensführung inkohärent zu werden droht, nicht schutzlos ausgeliefert, sondern kann im Rahmen des eigenen Projekts darauf reagieren.
Nun werden nicht alle Kritiker ein solches Ergebnis klaglos hinnehmen. Ich antizipiere vor allem zwei ernstzunehmende Repliken: Die erste Replik geht von der Methode dieses Beitrages aus und könnte meine probabilistische Argumentationsweise infrage stellen. Kann diese wirklich zeigen, dass es unwahrscheinlich ist, dass die sinnminimierenden Effekte auftreten? Steht nicht im Wesentlichen das Wort der Kritiker gegen meines? Die Kritiker des Enhancement-Projekts halten es für wahrscheinlich, dass bestimmte sinnminimierende Faktoren auftreten; ich halte es für unwahrscheinlich. Nun glaube ich, dass ich nicht nur Vermutungen, sondern auch Gründe für diese These angeführt habe. Es steht mithin nicht die eine Psychologie aus dem Lehnstuhl einer anderen gegenüber. Es gibt vielmehr handfeste empirische Evidenzen dafür, dass die sinnminimierenden Faktoren aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit dem Enhancement-Projekt verbunden sind. Eine Replik, die meine Überlegungen lediglich mit dem Hinweis kontert, sie seien Gedankenspielereien, nimmt den Kern der Überlegungen nicht ernst. Es müssen auch empirische Belege für die gegenteilige Ansicht angeführt werden.
Eine zweite Replik könnte sich daran stoßen, dass ich bisher wenig dazu gesagt habe, wie mit dem Umstand umzugehen ist, dass das Enhancement-Projekt für einige Personen trotz aller Bemühungen mit Sinneinbußen verbunden sein könnte. Diese Möglichkeit ergab sich aus zwei Gründen: Zum einen gehe ich lediglich, wie mittlerweile deutlich geworden sein sollte, von Wahrscheinlichkeiten aus. Es gibt mithin keine 100 %ige Sicherheit, auch dann nicht, wenn die Enhancement-Technologien selbst (z. B. das memory dampening) so modifiziert werden, dass sie die Wahrscheinlichkeit des Sinnverlusts auf ein Minimum reduzieren. Zum anderen scheint es auch, wie am Beispiel der Hauskeller-Diskussion gezeigt wurde, einen Personenkreis zu geben, für den das Risiko auf Sinnverlust höher ist, da sie jedwedem downscaling, also jeder möglichen Einschränkung der Enhancement-Technologien, kritisch gegenüberstehen. Das mag etwa für manche Trans- oder Posthumanisten der Fall sein. Wie ist, so könnte gefragt werden, mit diesem Befund umzugehen? Muss ich hierzu nicht auch eine These vertreten? Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Um das zu sehen, müssen wir uns daran erinnern, dass dieser Beitrag auf der Ebene der Individual- und nicht auf der Ebene der Sozialethik argumentiert. Das bedeutet, dass die Frage ausgeblendet wird, ob das Enhancement-Projekt zum Beispiel in irgendeiner Weise das – wie auch immer ausgestaltete – sinnvolle Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger oder ein – wie auch immer verstandenes – sinntragendes Gemeinwesen bedroht. Es geht vielmehr um die Frage, ob die Technologien der Selbstverbesserung einen negativen Einfluss auf das sinnvolle Leben des Individuums haben. Aus dieser individualethischen Perspektive ist erst einmal nur zur Kenntnis zu nehmen, dass im intersubjektiven Vergleich einige Differenzen im möglichen Sinnverlust vorliegen können. Erst in einer sozialethischen Perspektive, die nicht Gegenstand dieses Beitrages ist, muss nachrangig die Frage beantwortet werden, ob das für das soziale Zusammenleben eine Bedrohung darstellt und wie möglicherweise regulatorisch darauf zu reagieren ist. Man kann diese Auslassung daher bedauern. Vor dem Hintergrund der methodischen Ausgangssituation ist sie jedoch nicht zu bemängeln.
Darüber hinaus sollen meine Klarstellungen aber nicht den Eindruck erwecken, als ob dieser Beitrag ein sich selbst tragendes System von notwendig aufeinander folgenden Überlegungen darstellt. Viele Thesen und Argumente geben noch Anlass für berechtigte Nachfragen, die in zukünftigen Arbeiten zu berücksichtigen sind. Hierzu gehören etwa die folgenden drei:
Erstens liegt es nahe, die Rolle des Wohlergehens für das sinnvolle Leben zu hinterfragen. Zur Erinnerung: Ich habe in diesem Beitrag vorausgesetzt, dass einige Aspekte des Wohlergehens eine bedeutende Rolle spielen können, wenn es darum geht, das sinnvolle Leben zu bestimmen. Genauer gesagt, bin ich stillschweigend davon ausgegangen, dass der Verlust mancher Aspekte des Wohlergehens die Sinnbilanz eines Lebens in nicht unerheblicher Weise herabsenkt. Die Prämisse dieser Argumentation sollte jedoch auch zum Gegenstand der Diskussion gemacht werden, insbesondere auch um das genaue normative „Gewicht“ des Wohlergehens für den Sinn einschätzen zu können.
Zweitens wäre zu prüfen, ob das Enhancement-Projekt tatsächlich nicht nur sinnminimierend, sondern auch sinnfördernd wirken kann. Ob man das für plausibel hält, mag sicherlich auch daran liegen, welche Sinntheorie man vertritt. Es scheint jedoch auch einiges dafür zu sprechen, dass der positive Einfluss des Enhancement-Projekts auf den Sinn zumindest bei den großen Theorieblöcken – wie der Deontologie und dem Konsequenzialismus – gegeben ist.
40 Wenn sich das bestätigt, wäre ebenso darauf einzugehen, wie sich die „Sinnräuber“ im Verhältnis zu den Sinnquellen verhalten, also wie negative und positive Aspekte gegeneinander abgewogen werden können.
Drittens wurde der theoretische Blick auf die Sinnträger im Bereich des Wohlergehens eingeengt. Es wäre aber ebenso zu reflektieren, ob das Enhancement-Projekt nicht auch noch Einfluss auf weitere Dimensionen haben könnte. Zwar hängt auch das wiederum davon ab, welche Sinntheorie vertreten wird, also davon, welche Dimensionen für relevant gehalten werden. Häufig genannte Kandidaten, von denen zumindest die meisten ausgehen, dass sie irgendeinen Einfluss auf das sinnvolle Leben haben, sind etwa die Dimensionen der Moral oder des kosmischen Sinns, aber auch solche, die mit den individuellen Lebensleistungen (z. B. den eigenen Errungenschaften) oder den Arten der Handlungen (z. B. deren grundsätzlicher Ausrichtung auf einen werthaften Gegenstand) zusammenhängen. Diese Dimensionen oder Gesichtspunkte gilt es im Rahmen einer finalen Gesamtbewertung des Enhancement-Projekts zu berücksichtigen.
Den Erkenntnisgewinn der hier vorliegenden Überlegungen sollten die genannten Desiderate jedoch nicht schmälern. Es wurde gezeigt, dass eine häufig beschrittene Argumentationslinie für den Kritiker des Enhancement-Projekts wenig Aussicht auf Erfolg hat. Es ist unwahrscheinlich, dass die technologische Selbstverbesserung dazu führt, dass unser Wohlergehen darunter leidet und unserem Leben dadurch der Sinn entzogen wird. Und in den Fällen, wo es doch zu befürchten ist, kann die Konsequenz durch einige Eingriffe in das Enhancement-Projekt selbst vermieden werden. Bedroht also – um die Eingangsfrage des Beitrages wiederaufzunehmen – das Enhancement-Projekt das sinnvolle Leben? Diese Befürchtung kann, so das zentrale Ergebnis, für die sinnminimierende Kraft des Wohlergehens zurückgewiesen werden.