Therapeutische Relevanz des Vitamin-B1-Status

Eine aktuelle Metaanalyse zeigt, dass Menschen mit Diabetes niedrigere Vitamin-B1-Konzentrationen im Blut aufweisen als Menschen ohne Diabetes. Durch einen erhöhten Vitamin-B1-Bedarf kann das Risiko für einen Vitamin-B1-Mangel steigen, zu dessen Manifestationen auch Neuropathien zählen. In klinischen Studien konnten neuropathische Symptome bei Personen mit Diabetes durch Gabe der Vitamin-B1-Vorstufe Benfotiamin gelindert werden. Vitamin B1 (Thiamin) ist ein essenzieller Kofaktor im Glukosestoﬀwechsel. „Ein Thiamin-Mangel kann zu einer Akkumulation von Glukosemetaboliten führen, die auf pathogenen Stoﬀwechselwegen abgebaut werden“, erklärte Prof. Dr. Rima Obeid, Abteilung für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg. Der Abbau überschüssiger Glukose über schädliche Stoﬀwechselwege ist ein wesentlicher Pathomechanismus bei der Entwicklung von Folgeerkrankungen des Diabetes. Thiamin-Mangel könnte dies forcieren [1]. Vitamin B1 bei Diabetes erniedrigt Der Vitamin-B1-Status von Menschen mit Diabetes ist demzufolge von großer Relevanz. Obeid präsentierte die Ergebnisse einer neuen Metaanalyse, in der untersucht wurde, ob sich die Blutkonzentrationen verschiedener Thiamin-Marker zwischen Menschen mit und ohne Diabetes unterscheiden [2]. Dabei bestätigte sich, dass Diabetes (Typ-1- und Typ-2-Diabetes kombiniert analysiert) mit niedrigeren Konzentrationen verschiedener Thiamin-Marker assoziiert ist. Im Vergleich zu Personen mit normalem Glukosestoﬀwechsel weisen Personen mit Diabetes signifikant geringere Konzentrationen an Thiamin, Thiamin-Monophosphat und Gesamt-Thiamin auf. Thiamin-Diphosphat ist tendenziell ebenfalls erniedrigt. „Die niedrigeren Konzentrationen verschiedener Thiamin-Marker bei Menschen mit Diabetes lassen vermuten, dass sie einen erhöhten Bedarf oder Umsatz an Vitamin B1 haben“, schlussfolgerte Obeid. Dadurch steige das Risiko für einen Vitamin-B1-Mangel. Der Thiamin-Versorgung sollte daher bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, empfahl die Expertin. Therapie mit Benfotiamin Bereits in früheren experimentellen Untersuchungen war festgestellt worden, dass die Vitamin-B1-Vorstufe Benfotiamin die Pathomechanismen diabetischer Folgeerkrankungen reduzieren kann [3]. Aufgrund seiner Fettlöslichkeit weist Benfotiamin eine 5-fach höhere Bioverfügbarkeit auf als das wasserlösliche Thiamin [4]. Dadurch gelangt Benfotiamin in höheren Konzentrationen in den Blutkreislauf und zum Nervengewebe, sodass ein Mangelzustand auf diese Weise eﬀektiv ausgeglichen werden kann. In klinischen Studien zeigte sich, dass die Behandlung mit Benfotiamin (enthalten in milgamma® protekt [5]) neuropathische Symptome bei Menschen mit Diabetes innerhalb von drei bis sechs Wochen lindern konnte [6]. Multimodale Therapie Die Neuropathie bei Diabetes erfordert einen frühzeitigen multimodalen Therapieansatz, um die Lebensqualität der Betroﬀenen dauerhaft zu verbessern, betonte Prof. Dr. Dan Ziegler, Institut für Klinische Diabetologie, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Gemäß einem internationalen Expertenkonsens basiert die multimodale Therapie auf drei Grundpfeilern (Abb. 1) [7]. Abb. 1: Die drei Grundpfeiler der Neuropathie-Therapie bei Diabetes (modiﬁziert nach [7]) Springer Medizin Verlag GmbH × Die erste Therapiesäule umfasst die Lebensstiländerung, Blutzuckereinstellung und multifaktorielle Risikointervention. Die pathogenetisch orientierte Therapie mit Wirkstoﬀen wie Benfotiamin bildet den zweiten Grundpfeiler. Sie hat zum Ziel, nicht nur die Symptomatik, sondern auch die nervenschädigenden Prozesse positiv zu beeinﬂussen. Der dritte Grundpfeiler ist die symptomatische Behandlung neuropathischer Schmerzen mit pharmakologischen und nichtpharmakologischen Therapieoptionen. Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie unter www.dspn.news/DDG. Literatur Page GLJ et al., Int J Clin Pract 2011, 65:684–690 Ziegler D, Obeid R et al., Metabolism 2023 Apr 22:155565, epub ahead of print Hammes HP et al., Nat Med 2003, 9:294–299 Schreeb KH et al., Eur J Clin Pharmacol 1997, 52:319–320 Fachinformation milgamma® protekt, Stand: Oktober 2021 Stracke H et al., Exp Clin Endocrinol Diabetes 2008, 116:600–605 Ziegler D et al., Diabetes Res Clin Pract 2022, 186:109063 Impressum „Neuropathie – multidisziplinär neu gedacht!“, Symposium der Nationalen Aufklärungsinitiative zur diabetischen Neuropathie anlässlich des Diabetes Kongresses 2023, Berlin, 18. Mai 2023 Bericht: Gudrun Girrbach, Hilden Artikel gedruckt in: CME, Band 20, Heft 9/2023 Mit freundlicher Unterstützung der Wörwag Pharma GmbH & Co. KG, Böblingen Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Hildegard Hausmann Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: Neuropathie bei Diabetes - Therapeutische Relevanz des Vitamin-B1-Status

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