Geschlechterunterschiede finden zunehmend Beachtung in der Inneren Medizin. Beispiel Kolonkarzinom: Beim DGIM-Kongress berichtete ein Onkologe von Unterschieden zwischen Mann und Frau.
Beim Screening auf Darmkrebs muss bei Männern und Frauen auf Unterschiede geachtet werden. Darauf hat Professor Gunnar Folprecht vom Universitätsklinikum Dresden beim virtuellen Internistenkongress hingewiesen. So kommen linksseitige Kolon-Ca und Rektumkarzinome bei Männern ungefähr doppelt so häufig wie bei Frauen vor.
Bei rechtsseitigen Kolon-Ca gibt es dagegen keinen Unterschied. Zugleich weisen neuere Daten Tumorstadien-abhängig auf schlechtere Überlebensraten von Frauen als bei Männern hin, wenngleich sie nach Daten aus Deutschland zumindest beim Fünfjahres-Überleben ähnlich abschneiden. „Ein Unterschied der Behandlungseffektivität ist nach Korrektur für Einflussfaktoren nicht nachgewiesen“, erklärte Folprecht.
Allerdings vertragen Frauen die Chemo oft weniger gut. Sie leiden häufiger an Übelkeit, Erbrechen, Stomatitis, Diarrhö et cetera. Die vermehrte Therapie-bezogene Toxizität gehe dabei nicht mit einer größeren Behandlungseffektivität einher. Gut verstanden werde das nicht, so Folprecht. Derzeit gehe man nicht davon aus, dass Frauen übertherapiert und Männer untertherapiert würden. Möglicherweise stecke ein unterschiedlicher Umgang mit der Erkrankung dahinter.
„Geschlecht als Schlüsselfaktor“
Eine genderspezifische Analyse von klinischen, histopathologischen, therapeutischen Faktoren sowie Therapieergebnissen bei fast 186.000 Kolonkarzinom-Patienten hat jetzt bestätigt, dass das Geschlecht als Schlüsselfaktor bei Diagnose und Behandlung angesehen werden muss. Geschlechtsspezifische Diagnosewerkzeuge könnten die Frühdiagnose fördern. Außerdem wird empfohlen, künftig in randomisierten Studien nach Geschlecht zu stratifizieren.
Ein Manko: Trotz höherer Inzidenz bei Männern nehmen diese seltener als Frauen an Vorsorgeuntersuchungen teil. Im Jahre 2018 gab es nach Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung 141.000 Vorsorgekoloskopien bei Frauen und 123.000 bei Männern.
Quelle: Ärzte Zeitung