Finerenon – Schutz von Nieren und Herz bei chronischer Nierenerkrankung

Finerenon von Bayer ist ein nichtsteroidaler, selektiver Mineralokortikoid (MR)-Rezeptor-Antagonist und der erste Vertreter dieser Substanzklasse, der einen Nutzen im Hinblick auf renale und kardiovaskuläre Ereignisse bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung (mit Albuminurie) in Verbindung mit Typ-2-Diabetes (T2D) gezeigt hat. >>Mehr zum Galenus-von-Pergamon-Preis Finerenon bindet gemäß des angenommenen Wirkmechanismus an den Mineralokortikoidrezeptor und blockiert so die Rekrutierung von Transkriptionskofaktoren und dadurch die Expression der Zielgene. Bayer × Die chronische Nierenerkrankung (CKD) verläuft unbehandelt progredient und führt bei Betroffenen bereits in ihrer Frühphase zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität. Zu den häufigsten Ursachen für die fortschreitende Verschlechterung der Nierenfunktion bei Erwachsenen gehören Diabetes mellitus und Hypertonie. Doch selbst wenn Blutzuckerspiegel und Blutdruck gut eingestellt sind, bleibt das Risiko für ein Fortschreiten der CKD und für kardiovaskuläre Ereignisse hoch. Bislang kamen zur Verzögerung der Krankheitsprogression Therapien zum Einsatz, die vorrangig auf die Korrektur hämodynamischer und metabolischer Faktoren abzielten. Neuer Therapieansatz Finerenon ist ein nsMRA, der speziell entwickelt wurde, um das Risiko für weitere Nierenschäden zu reduzieren. Der intrazelluläre MR wird durch Bindung der Steroidhormone Aldosteron oder Kortisol aktiviert und wirkt in dieser Form als Transkriptionsfaktor. Er ist an der Regulation der Flüssigkeits- und Elektrolythomöostase sowie von Entzündungen und Fibrose beteiligt. Für die Entstehung renaler und kardiovaskulärer Schäden bei der CKD wird u. a. eine Überaktivierung des MR verantwortlich gemacht. Indem Finerenon die Aktivierung des MR blockiert, wirkt es gezielt an einer Hauptursache der Krankheitsprogression, die von bisherigen Therapien nicht adressiert wird. Finerenon (Kerendia®) ist seit Oktober 2022 in Deutschland verfügbar. Im Februar 2023 gab es eine Zulassungserweiterung für frühere CKD-Stadien, sodass es nun zur Behandlung von CKD (mit Albuminurie) in Verbindung mit T2D bei Erwachsenen angewendet werden kann. Wirkung auf Niere und Herz In großen klinischen Studien konnte eine Verringerung von renalen und kardiovaskulären Ereignissen durch Finerenon gezeigt werden, z. B. in der Phase-III-Zulassungsstudie FIDELIO-DKD (Finerenone in reducing kidney failure and disease progression in diabetic kidney disease) [1]. Darin wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Finerenon gegenüber Placebo bei 5.734 Patientinnen und Patienten mit CKD und T2D zusätzlich zur leitliniengerechten Standardtherapie untersucht. Primärer Endpunkt der Studie war eine Kombination aus der Zeit bis zum ersten Auftreten von Nierenversagen, einer anhaltenden Abnahme der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Ausgangswert oder renalem Tod. Der wichtigste sekundäre Endpunkt war eine Kombination aus der Zeit bis zum kardiovaskulären Tod, nicht tödlichem Myokardinfarkt bzw. Schlaganfall oder Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz. Nach einem medianen Follow-up von 2,6 Jahren ergab sich unter der Therapie mit Finerenon gegenüber Placebo eine signifikante Risikoreduktion für die Anzeichen einer Progression der diabetischen Nephropathie (17,8 Prozent versus 21,1 Prozent; Hazard Ratio [HR] 0,82; 95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,73–0,93; p=0,001). Auch hinsichtlich des kombinierten kardiovaskulären Endpunkts konnte eine signifikante Risikoreduktion erreicht werden (13,0 Prozent versus 14,8 Prozent; HR 0,86; 95 %-KI 0,75–0,99; p = 0,03). Unerwünschte Ereignisse traten in beiden Behandlungsgruppen gleich häufig auf. Die häufigste Nebenwirkung unter der Therapie mit Finerenon war Hyperkaliämie. Bestätigung durch Metaanalyse In der Doppelblindstudie FIGARO-DKD (Finerenone in reducing cardiovascular mortality and morbidity in diabetic kidney disease) mit 7.437 Patientinnen und Patienten wurde nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 3,4 Jahren eine signifikante Reduktion kardiovaskulärer Komplikationen beobachtet (kombinierter primärer Endpunkt aus kardiovaskulärem Tod, nicht tödlichem Myokardinfarkt bzw. Schlaganfall oder Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz; HR 0,87; 95 %-KI 0,76–0,98; p = 0,03) [2]. Die Daten der beiden Studien FIGARO-DKD und FIDELIO-DKD wurden in der vorab spezifizierten Metaanalyse FIDELITY gemeinsam ausgewertet. Die Analyse ergab eine signifikante Reduktion klinisch relevanter kardiovaskulärer und renaler Endpunkte durch Finerenon im Vergleich zu Placebo bei Patientinnen und Patienten mit CKD und T2D (HR 0,86; 95 %-KI 0,78–0,95; p = 0,00018 und HR 0,77; 95 %-KI 0,67–0,88; p = 0,0002) [3]. Empfehlung in KDIGO- Leitlinie Die im November 2022 aktualisierten Empfehlungen der KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) für das Diabetesmanagement bei CKD raten für die Progressionshemmung der CKD und ergänzend zur Standard-Erstlinientherapie zum Einsatz von nsMRA bei Patientinnen und Patienten mit T2D und hohem Restrisiko für kardiovaskuläre Ereignisse sowie für das Fortschreiten der Nierenerkrankung (angezeigt durch eine persistierende Albuminurie [> 30 mg/g]). Finerenon steuert Überaktivierung des MR entgegen Finerenon ist ein nichtsteroidaler, selektiver Mineralokortikoidrezeptor-Antagonist (nsMRA). Der Mineralokortikoidrezeptor (MR) wird physiologisch durch Aldosteron bzw. Kortisol aktiviert und reguliert die Transkription spezifischer Zielgene. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes wird angenommen, dass eine MR-Überaktivierung durch den Einfluss auf hämodynamische, inflammatorische und fibrotische Faktoren nicht nur zur CKD-Progression beiträgt, sondern auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhöht. Durch die Bindung von Finerenon an den MR wird die Rekrutierung von Transkriptionskofaktoren, die an der Expression proinflammatorischer und profibrotischer Mediatoren beteiligt sind, blockiert. Die vorteilhaften Wirkungen von Finerenon auf renale und kardiale Endpunkte lassen sich mit der Blockade der MR-Aktivierung erklären; der genaue Wirkmechanismus muss noch weiter erforscht werden. Deutschlands größter Arzneimittelhersteller Branche: Der Leverkusener Bayer-Konzern konzentriert seine Geschäftstätigkeit auf die Sparten Gesundheit (Pharma) und Ernährung (Agrar). Deutschlands größter Arzneimittelhersteller vermarktet sowohl verschreibungspflichtige als auch verschreibungsfreie Präparate und Nahrungsergänzungsmittel. Im Rx-Segment liegen die Schwerpunkte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauengesundheit, Onkologie, Hämatologie und Augenheilkunde. Zum Spartenangebot zählen außerdem Radiologietechnik und Kontrastmittel. Weltweit beschäftigt der Konzern mehr als 101.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist mit 354 Vertretungen in 83 Ländern aktiv. Umsatz und Gewinn: 2022 wurden knapp 51 Milliarden Euro erwirtschaftet. Davon entfielen auf Pharma (Rx und OTC) rund 25,4 Milliarden Euro, auf die Agro-Sparte („Crop-Science“) rund 25,2 Milliarden. Nach Steuern wies Bayer knapp 4,2 Milliarden Euro Überschuss aus. F&E-Ausgaben: Die F&E-Aufwendungen lagen 2022 mit 6,6 Milliarden Euro mehr als eine Milliarde über Vorjahr; davon entfielen 3,4 Milliarden auf die Pharmasparte. Pipeline: Bayer berichtet derzeit von 32 klinischen Entwicklungsprojekten: 16 in der frühen Phase I, sechs in Phase II und zehn in Patientenstudien der Phase III. Unter letzteren befindet sich beispielsweise der Kinasehemmer Copanlisib gegen Non-Hodgkin-Lymphom oder der bereits zugelassene Androgenrezeptor-Inhibitor Darolutamid (Nubeqa®) gegen weitere Formen des Prostatakrebses. Darüber hinaus wird mit dem oralen Faktor-XIa-Hemmer Asundexian ein neuer Kandidat zur Schlaganfallprophylaxe geprüft. Mit dem Neurokininrezeptor-Antagonisten Elinzanetant befindet sich zudem ein hormonfreier Therapiekandidat gegen Wechseljahresbeschwerden in Phase III. Quelle: ÄrzteZeitung

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