Erschienen in:
11.02.2022 | Schwerpunkt: Sprache als Medium in Psychotherapien - Behandlungsprobleme
Fähigkeit zur Selbstbeschreibung als Dimension des Persönlichkeitsfunktionsniveaus
Drei diagnostische Fallanalysen
verfasst von:
Dr. Leonie Kampe, Susanne Hörz-Sagstetter
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 2/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Fähigkeit zur kohärenten, nuancierten und ambivalenten Selbstbeschreibung gibt relevante Hinweise auf das Funktionsniveau der Persönlichkeit: Im Narrativ über das eigene Selbst wird der Integrationsgrad der Identität deutlich, die zugrunde liegende Adaptivität der Abwehr, die Stabilität des Selbstwerts und die Fähigkeit, Ambivalenzen mental zu repräsentieren.
Ziel der Arbeit
Die Ableitung des Persönlichkeitsfunktionsniveaus durch die Analyse der Selbstbeschreibung wird anhand von Fallbeispielen dargestellt.
Fallanalysen
Das Strukturierte Interview zur Persönlichkeitsorganisation (STIPO-R) verwendet die Frage „Wie würden Sie sich selbst beschreiben?“ zur Erfassung des Integrationsgrades der Identität und gibt anhand eines Auswertungsmanuals Hinweise auf Zusammenhänge spezifischer sprachlicher Manifestationen und des Schweregrads der Beeinträchtigung im Funktionsniveau. Anhand von 3 exemplarischen Antworten von Patienten mit unterschiedlich schweren Beeinträchtigungen des Persönlichkeitsfunktionsniveaus (leicht, mittelgradig, schwer beeinträchtigt) werden Fallbeispiele klinisch analysiert und ausgewertet.
Diagnostische Auswertung und therapeutische Implikationen
Eine kaum beeinträchtigte Persönlichkeit verfügt über die Fähigkeit zur Selbstbeschreibung anhand von Beispielen, Symbolisierungen, positiver emotionaler Besetzung und der Integration von Ambivalenzen. Eine mittelgradig beeinträchtigte Persönlichkeit zeigt inhaltliche Fixierungen, thematische Einseitigkeit und eine Hemmung in der freien Assoziation. Eine schwer beeinträchtigte Persönlichkeit weist gespaltene Selbstanteile, stark polarisierte affektive Besetzungen und einen wenig bebilderten psychischen Binnenraum auf. Diagnostische Implikationen und die therapeutische Relevanz werden diskutiert.